20121031 203933 800x600Am vergangenen Mittwochabend war das Solnhofer Zementwerk Ziel einer zwölfköpfigen Gruppe der "Alten Herren". Jeder kennt es. Doch was dort genau vonstatten geht, wissen die wenigsten. Schon im Jahr zuvor hatte unser "Wirt" Alfred Terschanski eine Werksbesichtigung des Fertigdeckenwerkes in Dollnstein organisiert, und wir hatten dort die Möglichkeit, an seiner Arbeitstätte die moderne Herstellung von Fertigdecken-Elementen am laufenden Band zu erleben. Diese gelungene Werksbesichtigung weckte bei den Teilnehmern das Interesse, weitere heimische Betriebe zu besichtigen und hinter die Kulissen bekannter Unternehmen unserer Region zu werfen.

 

Auf Grund seiner guten Kontakte zum Hauptlieferanten, den Solnhofer Portland-Zementwerken, hatte Alfred auch die Tour nach Solnhofen organisiert. Mit Herrn Kress, der im Zementwerk im Vertrieb beschäftigt ist und dort die Verarbeiter, also z.B. Betonwerke, in der Anwendung technisch berät und unterstützt, hatten wir an diesem Abend einen sehr kompetenten, offenen und engagierten Ansprechpartner. Ausgestattet mit Sicherheitsweste, Helm und Schutzbrille machten wir uns auf, das 1933 in Solnhofen gegründete Zementwerk, das seither im Familienbesitz der Familie Bücker ist, mit seinen rund 130 Mitarbeitern kennenzulernen und etwas über die Zementherstellung von seinen Ausgangsprodukten bis zur Verpackung zu erfahren.
Der Weg führte uns über den sogenannten Brecher, in dem das Rohmaterial erstmals zerkleinert wird, unter die gigantischen Rohmaterialsilos bis zur beeindruckenden Materialmühle hin zum Herzstück der Zementherstellung, dem 50 Meter langen und 1400 °C heißen Drehofen, in dem das zerkleinerte Materialgemisch aus Kalkstein und Ton gebrannt wird. Geschützt mit einer Schweißmaske konnte jeder Teilnehmer einen Blick in den Ofen werfen - ein beeindruckendes Bild, das wohl am ehesten mit einem Blick in einen Vulkan zu vergleichen ist. Rund 100 Tonnen Rohzement werden hier rund um die Uhr pro Stunde zu Zementklinker gebrannt. Befeuert wird dieser Ofen mittlerweile mit geschredderten Kunststoffabfällen, Kohlestaub und einem geringen Teil Tiermehl. Früher wurde hierzu vor allem Schweröl und Heizöl verbrannt. Die hohen Temperaturen sowie eine hochmoderne Filteranlage, deren Messwerte übrigens per Datenleitung zeitgleich ins Landratsamt nach Weißenburg gemeldet werden, sorgen für eine saubere Abluft. Danach besuchten wir den Leitstand, von dem aus die komplette Anlage über eine Vielzahl von Bildschirmen beobachtet, überwacht und gesteuert wird. Bemerkenswert ist dabei, dass hierzu in der Nachtschicht lediglich sechs Mitarbeiter benötigt werden.
Ein weiteres Highlight war die ultramoderne, vollautomatisierte, mannlose Materialbeprobung: Alle 15 Minuten werden an verschiedenen Stellen des Herstellungsprozesses automatisiert Proben entnommen, per Rohrpost ins Labor transportiert, dort von Robotern in die Analysestationen eingegeben und computergesteuert ausgewertet, dokumentiert und eventuelle Abweichungen sofort gemeldet.  Als nächsten Verarbeitungsschritt besichtigten wir noch die Kugelmühle: Gefüllt mit 100 Tonnen kleiner und größerer Metallkugeln wird hier der Zementklinker zu feinem Zementstaub vermahlen. Durch die Feinheit des Mahlprozess und durch die Zugabe von Kalkgips wird dann das jeweilige Zementendprodukt bestimmt. Insgesamt neun verschiedene Zementprodukte werden dann wiederum in riesigen Silos gelagert, ehe sie in Zementsäcke verpackt oder heute zu fast 90 Prozent per Silofahrzeug zum Verarbeiter gebracht werden.

Nach eineinhalb Stunden endete eine tolle und eindrucksvolle Führung, für die wir den Solnhofer Portland-Zementwerken und ganz besonders Herrn Kress noch einmal herzlich danken.

Mit einem Einkehrschwung in die bekannte Steinbruchwirtschaft "Zum Schnorgackel" ließen wir einen gelungenen und interessanten Abend ausklingen.