Die Bieswanger Sportfreunde haben ein Torwartproblem. Standen in den letzten drei bis vier Jahrzehnten ausnahmslos genügend und vor allem gute Torhüter zwischen den Pfosten, beschäftigt seit dieser Saison Trainer Matthias Blischke und sein Team die Besetzung der Torwartposition immer wieder auf Neue. Meist - und mangels Alternativen - schlüpft der Trainer gleich selbst in diese Rolle, sofern nicht Hilfe aus Köln in Person von Thomas Pihale naht.
Der 43jährige gebürtige Bieswanger zog 2003 von Bieswang nach Köln zu seiner Freundin. Dort ist er als kaufmännischer Angestellter beim Ford-Händlerverband angestellt, die Kontakte reichen von dort aus auch nach Weißenburg zum Autohaus Fiegl. Einen Teil seiner Fussball-Jugendzeit verbrachte er als Torwart beim TSV Weißenburg unter Trainer Helmut „Bob“ Vierke. Dabei gelang auch in der Saison 1991/1992 der Aufstieg von der Bezirks- in die Bezirksoberliga. Die Kontakte in die Heimat rissen nie ab. Regelmäßige Besuche bei der Mutter und Oma in Bieswang stehen ebenso auf dem Programm wie die Pflege der verwandtschaftlichen Beziehung in Ettenstatt.
Den eigenwilligen Kölner Dialekt hat „Pipi“, wie ihn alle nennen, nie angenommen. Im Gegenteil: seinen fränkischen Slang hat er über all die Jahre behalten.
Als er vor Jahresfrist vom Torwartproblem der Sportfreunde erfahren hat, fuhr er ohne groß zu überlegen los und stand immer wieder sonntags im Bieswanger Gehäuse. „Dreimal bin ich in dieser Saison nur wegen dem Fussball nach Bieswang gefahren“, bemerkt der Fan der Dortmunder Borussen und ergänzt: „Wenn ich wieder gebraucht werde, komme ich auch in der nächsten Saison um zu helfen.“ Eine Einstellung, die ihresgleichen sucht. Manchen ehemaligen (Bieswanger) Fussballspielern kamen Aufstiege in die Kreisliga etwas ungelegen, musste man doch „so weite Strecken“ nach Roth, Schwabach, Kornburg oder Kleinschwarzenlohe fahren. Dass Thomas Pihale knapp 1.000 Kilometer Wegstrecke zu bewältigen hat, ist eine ganz andere Dimension.
Nebenher ist er noch Spieler und Coach für die 2. Alte-Herren-Mannschaft in Köln-Kalk bei der dort ansässigen Borussia. Auch hier gilt für ihn, wie in der ehemaligen TV-Serie „Hausmeister Krause“ (mit Tom Gerhard): alles für die Borussia, alles für den Club.
Und es gibt noch eine weitere Leidenschaft des Torhüters. Seit seiner frühen Kindheit hat er sich dem Hard-Rock verschrieben. Er lernte Gitarre spielen und besuchte viele Konzerte seiner Idole. Dass er dabei schon mal gegen Guido Cantz („Verstehen Sie Spaß“) oder mit Ritchie Blackmore (seinem Gitarren-Idol, „Deep Purple/Rainbow“) Fussball spielte, zeigt seine Vielseitigkeit und die Vereinbarkeit von Fussball und Musik treffend auf. Seit langen Jahren spielt er in der Band „Last Temptation“ im Köln/Bonner Raum (die in der örtlichen Szene einen hervorragenden Ruf genießt) und ist außerdem auf Solo-Pfaden unterwegs. Doch der Kontakt nach Bieswang ist Thomas Pihale genauso wichtig. Ein echter Bieswanger halt, der seine Bieswanger Sportfreunde im Herzen eingeschlossen hat.