Chronik der Sportfreunde Bieswang 1949 e.V.

Im Jahr 1999 konnten die Sportfreunde ihr 50jähriges Bestehen feiern. Herr Studiendirektor i.R. Heinrich Haarnagell erklärte sich bereit, die fünf Jahrzehnte Vereinsgeschichte in einer Abhandlung - nicht nur über den Verein - zu beschreiben.
Es entstand ein eindrucksvolles "Werk", das tiefergehende Hintergründe aufzeigt, lebendig die jeweiligen Lebensumstände der Aktiven und damit der Dorfbewohner festhält und darüberhinaus auch ein Nachschlagewerk für Interessierte darstellen kann.
Kein anderer hätte die bewegte Vereinsgeschichte in dieser Art und Weise aufbereiten können ...
Stationen
Der Weg durch fünf Jahrzehnte
von Heinrich Haarnagell
*
(1) Vorwort
Vor mir liegt ein stabiles, leinengebundenes Geheft, auf dessen Einband die Bezeichnung "Protokoll-Buch" zu lesen ist. Nichts weiter. Der erste Eintrag ist mit "Bieswang, im August 1949" datiert und trägt die Überschrift "Gründungsversammlung". Er wurde am 20. März 1950 von Schriftführer Walter Krause vorgenommen und gleichsam als Augenzeugenbericht an den Beginn von offiziellen Aufzeichnungen gestellt, deren erste die außerordentliche Versammlung der Sportfreunde Bieswang vom 20. März 1950 festhält. Dies sind die ersten und einzig greifbaren schriftlichen Unterlagen, die Auskunft geben über die Anfänge des Vereins, der sich in diesen Monaten anschickt, sein fünfzigjähriges Bestehen festlich zu begehen.
50 Jahre Sportfreunde Bieswang, ein halbes Jahrhundert! Es ist keine Frage, daß sowohl die Vereinsführung als auch die einzelnen Mitglieder allen Grund dazu haben, auf solch ein Jubiläum stolz zu sein. Und natürlich sollen Stolz und Freude im Vordergrund des Feierns stehen. Doch darf man sich bei aller Freude dem Gedanken nicht verschließen, daß man der "runden" Zahl mit bloßem Feiern nicht gerecht wird. Ein derartiges Ereignis fordert wohl mehr. Vor allem ist es als Chance zu begreifen, etwas grundsätzlicher über die Zeit- spanne nachzudenken, die durch das Jubiläum erfaßt wird. Also in Abkehr vom bloßen vereinsbezogenen Tagesgeschehen; Nachdenklichkeit durch Erinnerung.
Wenn im folgenden versucht wird, einige "Stationen"? auf dem Weg der "Sportfreunde Bieswang" zu beschreiben, so verstehen sich diese Aufzeichnungen folgerichtig nicht als bloße statistische Wiedergabe von Ergebnissen, Mitgliederentwicklung und Vermögenszuwachs, nicht nur als Auflistung der Verdienste von Einzelpersonen, Sportlern oder Funktionären, - so unbestritten und rühmenswert diese auch immer sind -, sondern immer auch als Hinweis auf die jeweiligen Zeitverhältnisse, auf die Besonderheit von Schwierigkeiten oder günstigen Umständen. Für den, der bereit ist, über den engen Vereinsbezug hinauszublicken, ließe sich somit an der Entwicklung des Sportvereins die Veränderung dieses Lebensraums Dorf ablesen.
{mospagebreak title=Die ersten Jahre}(2) Die ersten Jahre
Zu Beginn eine Frage. Warum nicht Sportverein Bieswang, also SV? Warum das in keinem der umliegenden Orte vorkommende SF, Sportfreunde? Niemand weiß das so recht, und wir können es heute auch nicht mehr eindeutig in Erfahrung bringen. Im erwähnten Bericht von der Gründungsversammlung steht lediglich, daß diejenigen, die den Verein gegründet hatten (am Karfreitag des Jahres 1949), diesem den Namen Sportfreunde ?schenkten?. Doch ohne Zweifel ist es angenehm, bei einem Jubiläum auf einen solchen Namen verweisen zu können, läßt er doch die Freiheit, den Namen zum Programm zu machen. Schließlich stehen da beinahe gleichberechtigt zwei Begriffe neben- einander, die einiges aussagen über die Vorstellungen derer, die sich vor fünfzig Jahren zusammengefunden haben, um den dörflichen Traditionsvereinen einen ganz anderen hinzuzufügen. Nicht Gesang, nicht Feuerschutz, nicht soldatische Kameradschaft, nein Sport (das konnte in einem kleinen Dorf der damaligen Zeit nur heißen Fußballsport) zusammen mit Freunden. Und auf ihre Freundschaft, ihr Zusammenstehen waren diese Männer durchaus angewiesen, denn man kann nicht sagen, daß die Vorstellungen der jungen Leute auf uneingeschränkte Zustimmung stießen. Es gab ja auch genügend andere Probleme, die keinen Platz ließen für Freizeitbeschäftigungen. Doch man ließ sich nicht beirren. Ein Sportverein für Bieswang, das hatte etwas Modernes, etwas schwungvoll Jugendliches. Selbstbewußtsein wird spürbar: Was in der Stadt möglich ist und in einigen anderen Dörfern, das geht bei uns schon lange.
Es ging auch, wie wir heute wissen. Doch die Schwierigkeiten, die zu bewältigen waren, bis das vorrangige Vereinsziel, nämlich am geregelten Spielbetrieb teilzunehmen, in Angriff genommen werden konnte, waren erheblich. Vor Allem galt es, die "Sportplatzfrage" zu lösen. Diese hatte die Sportinteressierten offensichtlich schon längere Zeit vor der Gründung des Vereins beschäftigt. Einem Gemeinderatsprotokoll aus dem Jahre 1948 ist zu entnehmen, daß "vom Fußballverein" (offensichtlich eine noch nicht näher organisierte Gruppe) ein Antrag auf Zuweisung eines Grundstücks gestellt wurde. Dem Antrag konnte nicht entsprochen werden, da der Gemeinde zunächst kein Grundstück zur Verfügung stand, auch nicht für eine Umplanung des einfachen Bolzplatzes, der den jugendlichen Fußballern seit längerem zur Verfügung stand. Diese Situation änderte sich auch nicht nach der offiziellen Konstituierung des Vereins im August 1949, die zur Wahl einer ersten Vorstandschaft geführt hatte. Josef Giesen (Hs.Nr.9) wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt, Fritz Rachinger (Hs.Nr.89) zum 2., Karl Pfefferlein (Hs.Nr.35) zum Kassenwart und Schriftführer. Zum Spielführer wurde Willi Lehmeier bestimmt. Dessen Bemühungen gelang es recht bald, eine I. Mannschaft zu bilden. Diese sollte auch für den Spielbetrieb in der C-Klasse Gruppe Süd des Bezirks Weißenburg angemeldet werden. Natürlich war es sehr schwer, ohne Platz vernünftig zu planen. Zum Glück für den jungen Verein zeichnete sich aber recht bald eine Lösung in der Sportplatzfrage ab. Für das Frühjahr 1950 wurde ein Gelände in Aussicht gestellt. Tatkräftige Eigenleistung wurde vorausgesetzt. Diese wollte man selbstverständlich gerne erbringen, um wenigstens ein provisorisches Gelände zur Verfügung zu haben, doch die Modalitäten mit der Anpachtung zogen sich in die Länge. Einen bezeichnenden Eindruck über die Stimmung, die damals im Dorf zu erkennen war, vermittelt die Feststellung des Protokolls, daß sich wegen dieser Arbeiten beim ?Verein weitere Mitglieder neu gemeldet? haben.
Wenn wir zur Kenntnis nehmen, daß es bereits 1949/50 eine ? allerdings nicht am offiziellen Spielbetrieb teilnehmende - Mannschaft gab, so sollten wir dabei nicht in heutigen Kategorien denken. Die wirtschaftliche Situation war allenthalben noch überaus angespannt, das Geld war knapp. So etwas wie eine Sportausrüstung zählte für die meisten eindeutig zum Luxus. So hatte auch längst nicht jeder Spieler ?richtige? Fußballschuhe, und manch einer ließ abgetragenes Schuhwerk durch aufgenagelte Streifenstollen umfunktionieren.
Was man sich so erzählt ... NACHWUCHSFÖRDERUNG
Die Zeiten waren nicht sehr rosig, anfangs der fünfziger Jahre. Das Geld war knapp. Fu8ballschuhe zu kaufen war ? bei einem Preis von 15 bis 2O DM ? vielen jungen Sportlern nicht möglich. Der Verein konnte auch nicht daran denken, allen die Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Ein Jugendspieler löste das Problem auf höchst intelligente Weise. Sein Angebot an den Verein: ?Ihr bezahlt mir Fußballschuhe, und ich mache zu einem ?Jahresgehalt? von DM 5,00 für drei Jahre den Vereinsdiener?. Der Verein war schlau genug, das Angebot anzunehmen .... und heute? |
Mit den "Dressen" verhielt es sich ähnlich, wenn auch die Zeit der "wilden" Spiele gegen Hochholz, Göhren oder Suffersheim, bei denen es manchmal geheißen hatte: "mit Hemd" gegen "ohne Hemd", abgeschlossen war. Auch über die Fahrten zu den Spielorten wird Abenteuerliches berichtet. Die Last- wagen der Bieswanger Firmen, problemlos zur Verfügung gestellt, waren hochwillkommenes Transport-, manchmal auch Fluchtmittel. Daß man zu Spielen in nähergelegenen Dörfern (Schernfeld oder auch Obereichstätt) mit dem Fahrrad anreiste, war selbstverständlich.
Bei aller anfänglichen Skepsis dem jungen Verein gegenüber scheint die Ernsthaftigkeit, mit der die Mitglieder in der Verfolgung ihrer Ziele bei der Sache blieben, schnell Eindruck gemacht zu haben. Bürgermeister Friedrich Hüttinger tritt dem Verein bei und nimmt an der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 20. März 1950 teil, in der die Vorstandschaft in allen Positionen den Verbandsstatuten entsprechend besetzt wurde: 1. Vorsitzender Josef Giesen, 2. Vorsitzender Hans Weizinger, Kassenwart Ludwig Köbler, Schriftführer Walter Krause, Trainingsleiter Ludwig Wurm, Jugendleiter Fritz Hüttinger (Zimmermeister), Kassenprüfer ?die Sportkameraden Ernst Leykamm und Ewald Leinweber?. Um die Position des Vereins im Dorf grundsätzlich zu sichern, wird Bürgermeister Hüttinger zum Ehrenmitglied ernannt. Hüttinger gibt im weiteren Verlauf der Versammlung auch gleich bekannt, daß die Schwierigkeiten bei der Suche nach einem geeigneten Gelände für einen Sportplatz dank des Entgegenkommens der Brauerei Schnitzlein und des Landwirts Jakob, die ?großes Verständnis für die Belange des Sports gezeigt? hätten, behoben seien und der Bau in Angriff genommen werden könne. Die Vorstandschaft ist sich klar, daß den Mitgliedern monatelange Arbeit bevorsteht.
Das "Vermögen", das dem Verein zur Verfügung stand, betrug am 25. März 1950 DM 15,70. Somit ist völlig klar, daß - sieht man einmal von Grundstücksfragen ab - alle Voraussetzungen für den Spielbetrieb nur durch Eigenleistung geschaffen werden konnten. Diese wurden mit großem Einsatz erbracht. Insgesamt läßt sich an den Protokollen dieser ersten Monate und Jahre unschwer erkennen, daß für die ?Gründerväter? die Belange ihres Vereins immer Priorität hatten. Monatlich (!) wurden Mitgliederversammlungen abgehalten, entsprechend oft traf man sich zu Vorstandssitzungen. Naturgemäß geht es immer noch um die Konsolidierung des Vereinsbetriebs: Einsetzung eines Spielausschusses, Anforderungen von Spielgenehmigungen, Vereinbarung erster Spiele, Wechsel in verschiedenen Positionen. Am Beispiel der Tagesordnung der Vorstandssitzung vom 10. Mai 1950 soll stellvertretend für viele vergleichbare Sitzungen eine Vorstellung vom Spektrum der Themen, mit denen man sich auseinanderzusetzen hatte, vermittelt werden (Originalformulierungen leicht redigiert):
- Gespräch mit dem Vorstand des FC Suffersheim
- Beitragsfrage
- Meldung beim Bayerischen Fußballverband
- Ausflug
- Aufbau einer Jugendmannschaft
- Spielerlaubnis des Jugendspielers Egon Mayer für die I. Mannschaft
- Einkauf von Sportkleidung
- Dorfversammlung
- Delegation für die Tagung des Bezirks
- Termin für die nächste Mitgliederversammlung
- Fahrpreis nach Weimersheim
Dies alles sieht schon sehr nach routiniertem Ablauf aus, doch geben die (leider sehr kärglichen) Ausführungen zu den einzelnen Punkten in diesem und vielen weiteren Protokollen Auskunft über die schwierigen Zeitverhältnisse. Immer wieder ist zu erkennen, daß der Beitrag und auch Fahrtkosten für Arbeitslose kaum zu erbringen sind (Monatsbeitrag über 18 Jahre 50 Pfg., Jugendliche 30 Pfg.). Die anzuschaffenden 10 (!) Hemden - die bisherigen werden für die Jugend verwendet - erfordern eine Dorfsammlung bzw. die Einführung einer "Schinderkasse". Der Jugend-Torwart hat keinen Pullover, so daß der Verein helfen muß. Der Kauf von Maschendraht (für die Tore) muß wegen Geldmangels zurückgestellt werden. Offensichtlich hatte Vorsitzender Giesen auch mit ?Heißspornen? unter den Mitgliedern zu kämpfen, denn immer wieder fordert er, sich "ruhig und gewissenhaft zu zeigen" und "keine schlechten Parolen in die Welt zu setzen". Der Verein dürfe nicht geschädigt werden. An den diskutierten Vorhaben ist deutlich zu erkennen, daß die Vorstandschaft diesen neuen Verein positiv ins Bewußtsein der Dorfbevölkerung bringen will. Da werden Busfahrten angeboten, man erwägt, ob man mit einer Theateraufführung an die Öffentlichkeit treten oder Tanzveranstaltungen durchführen solle.
In der Sportplatzfrage kommt es zu weiteren Verzögerungen, so daß man gezwungen ist, beim Verband zu beantragen, die ersten vier Spiele der bevorstehenden Saison 1950/51 auswärts austragen zu dürfen. Insgesamt entsteht der Eindruck, daß das Platzproblem durch eigene Bemühungen nicht endgültig in den Griff zu bekommen war. Es zeugt von der Tatkraft des 1. Vorsitzenden, daß er sich in dieser Situation nach wirkungsvoller Unterstützung umsah. Zur Mitgliederversammlung am 25. August 1950 (58 Mitglieder anwesend!) lädt er einflußreiche Funktionäre: Bezirksspielwart Rudi Freyer, den Beauftragten des amerikanischen Sportkommissars Neitle, den Vertreter der G.Y.A., Herrn Nitsche, außerdem Bürgermeister Hüttinger und die gesamte örtliche Lehrerschaft, die Lehrer Lang, Streit und Busch. Die eindringlichen Bitten um Fertigstellung des Platzes haben, in diesem Kreis vorgebracht, Erfolg. Bürgermeister Hüttinger sagt weitere Unterstützung zu. Der Verein beteuert nochmals seine Bereitschaft zu freiwilligen Leistungen. Man spürt förmlich die Erleichterung, wenn man im Protokoll für die Zeit nach dem Schluß der Versammlung um 23 Uhr liest: "Ein großer Teil war anschließend noch beisammen, und man besprach noch dieses und jenes zum Wohle des Sportvereins".
Es sieht fast so aus, als habe der Kampf um den Sportplatz den Vorsitzenden Giesen zunächst einmal entnervt. Jedenfalls tritt er, allerdings mit dem Versprechen, weiterhin mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen, am 6.11.1950 zurück. Ebenso Schriftführer Krause. Nachfolger als 1. Vorsitzender wird Ewald Leinweber, als Schriftführer Otto Reitlinger. Es ist festzustellen, daß sich in der Folgezeit schnell ein Vereinsleben nach vertrautem Muster entwickelte. Da müssen einerseits die Verbandsspiele organisiert werden, vor allem hinsichtlich der Fahrten zu den Spielorten. Es geht immer wieder um Anschaffungen, z.B. Dressen oder Fußballschuhe, auch um die Ausbildung eines Vereinsschiedsrichters. Faschingsvergnügungen, Faschingszug zum (noch nicht übergebenen Sportplatz) werden geplant. Bei alledem wird die Sportplatzangelegenheit mit Nachdruck vorangetrieben, wo- bei es gelingt, von der Gemeinde weitere Unterstützung - "die Unkosten, die zur Herrichtung der Tore und für sonstige Arbeiten entstehen" - zu erhalten. Am 1. Februar 1951 findet die Neuwahl der gesamten Vorstandschaft statt. Leinweber wird von den 79 (!) anwesenden Mitgliedern als 1. Vorsitzender bestätigt, ebenso die übrige Vorstandschaft, einschließlich des als Spartenleiter fungierenden Spielführers Willi Lehmeier.
Was man sich so erzählt ... "MEDIZINISCHE ABTEILUNG"
Leider kommt es? beim Fu8ballsport ab und zu zu Verletzungen. Bei Sportvereinen ist dann sofort von der medizinischen Abteilung die Rede. Bei einem Spiel Mörnsheim gegen Bieswang stürzte ein Bieswanger so unglücklich auf die Hand, daß einige Finger schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden. Ein Arzt - und zwar der von Solnhofen - mußte konsultiert werden. Dieser legte einen Notverband zur Ruhigstellung an. Auf dem Rücksitz einer 250er Triumph hoppelte der Bieswanger Spieler anschließend Richtung Bieswang. Dabei jammerte er unentwegt über Schmerzen. Sein das Motorrad steuernder Freund wollte endlich die verletzten Finger begutachten. Verdutzt bemerkten sie, daß der Arzt die unverletzte Hand verbunden hatte. |
Wenige Wochen nach dieser Wahl scheint das mehrjährige Ringen um den Sportplatz ein Ende gefunden zu haben - völlig unspektakulär im Verhältnis zu den Anstrengungen, die das Projekt gekostet hatte: Zum Verbandsspiel am 25. Februar kommt Auernheim nach Bieswang, das Vorspiel bestreiten die Jugendmannschaften von Solnhofen und Bieswang. Der erste Sieg, den die Mannschaft in einem Verbandsspiel erringen kann, gelingt übrigens über die II. Mannschaft der TSG Pappenheim, deren I. Mannschaft damals in der A-Klasse spielte. Beim Bieswanger 4:2 schoß Hans Strunz zwei Tore.
Mit der durch den Sportplatzbau erreichten Gewährleistung eines geordneten Spielbetriebs, dem ersten großen Ziel der Vereinsgründer, sind - auch wenn dieser Sportplatz nach wie vor ein Provisorium ist - endgültig die Weichen für den sicheren Fortbestand des Vereins gestellt. Die Entwicklung kann in geregelten Bahnen verlaufen. Die Hauptaufgabe für die unmittelbare Folgezeit war es, sich sportlich zu etablieren und nach Möglichkeit aufzusteigen. Dazu war es vor allem nötig, die Attraktivität des Vereins zu erhalten, die sportinteressierten und fußballerisch talentierten jungen Leute aus dem Dorf und aus der Umgebung an ihn zu binden. Solche Ziele waren nur zu erreichen, wenn sich weiterhin engagierte Männer fanden, die bereit und in der Lage waren, im Verein Verantwortung zu übernehmen - im organisatorischen Bereich ebenso wie im rein sportlichen. Für die SF Bieswang wurden diese Erfordernisse nie ernsthaft zum Problem.
{mospagebreak title=Stuermische Jahre - Krisen}(3) Stürmische Jahre - Krisen
Den Sportfreunden war es gelungen, sich in relativ kurzer Zeit einen festen Platz im Gefüge der Bieswanger Vereine zu schaffen. Für die unmittelbare Folgezeit können etwas weitere Bögen gespannt werden. Als größere Einheit bietet sich zunächst einmal die Zeit bis zum Jahre 1956 an.
Zwei erste Vorsitzende sind während dieser Zeitspanne für den Verein tätig. Bis zum 30.11.1952 Ewald Leinweber. Da er im Zusammenhang mit einer Neugründung seines Geschäftes nach Pappenheim verzog, fand er nicht mehr die nötige Zeit, die Belange des Vereins zu vertreten. Den Bieswangern bleibt er in Erinnerung als ein Mann, der die Bedeutung der Geselligkeit für das Vereinsleben erkannte und in Fragen der Sportlerausrüstung stets kompetent zu beraten wußte. Noch heute wird berichtet, daß er über das Berufliche hinaus viel für den Verein getan hat.
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Anton Strunz, Alfons Markgraf, Egon Mayer, Josef Zebisch, Erwin Wüst, Vst. Jupp Giesen Ludwig Loy, Fritz Wörlein, Albert Miedel Josef Günther, Fritz Leykamm, Willi Lehmeier |
Hatte man sich 1949/50 noch mit Feuereifer und unter Einsatz beinahe der gesamten Freizeit dem Verein verschrieben, so drängte jetzt der Aus- und Aufbau der eigenen beruflichen und wirtschaftlichen Position in den Vordergrund. Damit zusammenhängend kam hinzu, daß so mancher, den die Kriegswirren nach Bieswang geführt hatten, beruflich bedingt wieder wegzog. Für die sehr personalintensiven laufenden Geschäfte des Sportvereins hatte diese Entwicklung gravierende Folgen, zumal - dies sei mit sehr viel Zurückhaltung festgestellt - vielleicht nicht immer das ganze Spektrum der zu bewältigenden Aufgaben erkannt wurde.
Der Wandel bis hin zu einer Krise vollzieht sich ganz allmählich. Die Jahre 1952 und weitgehend auch 1953 zeigen noch die gewohnten Aktivitäten und sorgfältige Auseinandersetzung mit den anstehenden Aufgaben. Die rein sportlichen Belange werden konzentriert weiter vorangetrieben. Über den bloßen Spielbetrieb hinaus gibt es Pokalturniere, Kirchweihspiele oder z.B. ein Freundschaftsspiel gegen die Schiedsrichter. Auch für die Jugendmannschaft werden regelmäßig Freundschaftsspiele vereinbart. Das Training nimmt systematischere Formen an. Man trainiert freitags und hält anschließend Spielerversammlung ab. Für diese ist der Spielführer verantwortlich. Ein großes Aufgabenfeld stellt die Ausrüstung der Spieler dar. Viele besorgen sich inzwischen selbst ihre Schuhe, aber in den meisten Fällen muß der Verein für derartige Anschaffungen aufkommen. Das auf diese Weise entstehende ?tote? Vereinsvermögen bereitet einige organisatorische Schwierigkeiten. Im Zusammenhang mit diesen finanziellen Belastungen ist die Vereinsführung intensiv bemüht, eine stabilere Basis zu schaffen. Allerdings muten manche der Quellen, die man in diesem Bemühen auszuschöpfen suchte, heute schon recht seltsam an. So gab es z.B. eine letztlich völlig scheiternde "Rasierklingen-Verkaufsaktion". Immer wieder wendet man sich auch an die Gemeinde. Diese trägt zwar einige Kosten, die für den Sportplatz anfallen (ca. 2000 DM), an eine regelmäßige Sportförderung aber ist in diesen Zeiten nicht zu denken. Lediglich einmal (laut Sitzungsprotokoll vom 4. 2.1954) gibt sie von 800 DM Totozuschuß 200 DM an den Verein weiter. Wichtiger Bestandteil des Vereinslebens bleibt nach wie vor die Pflege der Geselligkeit. Die Veranstaltungen bewegen sich zwar in gewohntem Rahmen - Kappenabende, Tanz, Fahrten ins Blaue -, doch werden sie mit sehr viel Phantasie durchgeführt und stellen in jedem Fall ein reizvolles Angebot für die Bevölkerung dar.
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- Fastnacht - |
Mannschaftsaufstellung 1952/53:
Tor: | Fritz Leykamm |
Abwehr und Läuferreihe: | Fritz Reitlinger, Jakob Engeler, Ludwig Loy, Joachim Brock, Ernst König |
Sturm: | Josef Günther, Willi Lehmeier, Ludwig Roßkopf, Hans Strunz, Josef Zebisch |
Spielführer: | Jakob Engeler |
Die I. Mannschaft scheint von der Krise noch nicht erfaßt worden zu sein. Sie ist laufend in der Spitzengruppe der C-Klasse vertreten und verpaßt in der Saison 1952/53, wie Giesen berichtet, nur mit Pech die Meisterschaft (diese geht an den TSV Dietfurt).
Was sich dann seit dem Herbst 1954 (ein letzter Eintrag im Protokollbuch stammt vom 31.8.1954) eigentlich abspielte, läßt sich im einzelnen nicht mehr nachvollziehen. Fest steht, daß die Teilnahme am Spielbetrieb in der Saison 1955/56 ausgesetzt wurde. Es gab plötzlich nicht mehr genügend Spieler. Auf den Nachwuchs konnte man nicht zurückgreifen, das Verhältnis zu den Schönfeldern, die seit den Anfangsjahren fester Bestandteil der Mannschaft waren, hatte sich abgekühlt, einige waren weggezogen oder hatten sich beruflich verändert. Dieses Heraustreten aus dem geregelten Spielbetrieb brachte die Sportfreunde gefährlich nahe an die Auflösung ihres Vereins. {mospagebreak title=Zweiter Anlauf - Neubeginn}
(4) Zweiter Anlauf - Neubeginn
Daß es in dieser kritischen Situation nicht zur Auflösung des Vereins kam, ist zwei Umständen zu verdanken. Zum einen hatten sich offensichtlich die grundsätzlichen Vorstellungen hinsichtlich der Bedeutung eines Sportvereins für Bieswang schon so weit gefestigt, daß man das Begonnene nicht einfach aufgeben wollte. Zum andern traten junge Leute auf den Plan, die sich über entstandene Verkrustungen hinwegsetzten und bereit waren, ihrerseits Verantwortung zu übernehmen.
Für den 28. April 1956 forderten sie eine Generalversammlung. Karl Zippel eröffnet diese Versammlung und veranlaßt die Neuwahl der gesamten Vorstandschaft (die bisherige war in der Zwischenzeit zurückgetreten). Naturgemäß kam es zu längeren Diskussionen, doch schließlich wurde Ludwig Loy zum neuen Vorsitzenden gewählt. 2. Vorsitzender wurde Hans Strunz. Walter Krause blieb Schriftführer (gleichzeitig Spartenleiter). Kassier wurde Alois Güttler. In der gleichen Versammlung beschloß man sowohl die Wiederanmeldung des Vereins beim BLSV unter dem alten Namen "Sportfreunde Bieswang" als auch die Anmeldung einer I. Mannschaft und einer Jugendmannschaft für die Saison 1956/57. Diese Versammlung markiert den Beginn einer steten Aufwärtsentwicklung des Vereins, die bis zum heutigen Tage andauert.
Mit Ludwig Loy betritt ein Mann die Szene, der 21 Jahre lang die Geschicke des Vereins leiten sollte. Auch für ihn gilt es noch viele Schwierigkeiten zu überwinden. Doch in seiner ausgleichenden Art gelingt es ihm über all die Jahre, das Vereinsschiff in ruhigen Gewässern zu halten und sich die Mitarbeit von engagierten und kompetenten Sportfreunden zu sichern, die sich als Mitglieder der Vorstandschaft oder als sportlich Verantwortliche dem Verein zur Verfügung stellen und sich dabei - z.T. über Jahrzehnte hinweg - hohe Verdienste erwarben.
Was man sich so erzählt ... PRÄMIEN
Die Bieswanger Zuschauer waren bekannt dafür, daß sie das Spielgeschehen temperamentvoll und vor allem lautstark begleiteten. Das konnte für Spieler und Schiedsrichter durchaus unangenehm werden. Auch gestandene Dorfbewohner vergaßen beim sonntäglichen Sportplatzbesuch durchaus ihre vornehme Zurückhaltung. Eine beliebte Form dörflichen 'Prämienwesens' war es, für sehnlichst erhoffte Tore ein paar Maß'n mitlaufen zu lassen. Die Prämie konnte während eines erfolgversprechenden Angriffs noch erhöht werden: "Wenns'd den neibringscht, lafft nu a Mouß mit". Als bekannteste 'Sponsoren' in diesem System werden Gottfried Wörlein und Bürgermeister Rachinger genannt. Der Aufstieg wurde allerdings auf diese Weise nie erreicht - und auch der Abstieg nicht verhindert. |
Der Neubeginn war trotzdem nicht einfach. Allenthalben wirkten die Geschehnisse der vergangenen Jahre nach. Es galt, die Stellung innerhalb des Dorfes zu festigen und die sportlichen Belange konzentriert und vor allem diszipliniert voranzubringen. Obwohl heute nur mehr die Ergebnisse einzelner Spiele in Erinnerung sind und auf Presseberichte und Abschlußtabellen noch nicht zurückgegriffen werden kann - das alles gab es in diesen Jahren noch nicht - , kann man heute feststellen, daß Bieswang eine gute C-Klassen-Mannschaft stellte.
Dennoch erschwert die schwierige Finanzlage des Vereins die Arbeit ganz erheblich. Zwar dachte niemand an irgendwelche Prämien oder Entschädigungen, doch wollte man wenigstens in der Lage sein, sich an Kosten (z.B. von auswärtigen Spielern) zu beteiligen bzw. eine optimale Ausrüstung zur Verfügung zu stellen.
Man konnte nur hoffen, durch Veranstaltungen etwas mehr Geld in die Kasse zu bekommen. Viel war da nicht möglich. Dennoch zeugt die Fülle von unterschiedlichen Veranstaltungen, daß man intensiv bemüht war, in dieser Hinsicht die traditionellen Möglichkeiten auszuschöpfen: Herbstball, Faschingsbälle und Pokalturniere. Diese Aktivitäten haben zudem den günstigen Nebeneffekt, daß sie den Verein positiv ins Bewußtsein der Öffentlichkeit rücken. Anerkennung und zusätzliche Unterstützung bleiben nicht aus: Da erklärt sich Musikmeister Cibulka schon einmal bereit, unentgeltlich zu spielen, da gibt es zu Pokalturnieren Geldspenden von Vereinsmitgliedern und von Bieswanger Firmen, die wiederholt auch die Pokale spenden. Kreisspielleiter Ernst Hoffmann lobt die "rührige Tätigkeit des jungen Vereins". Da die Vorstandschaft sehr sparsam mit diesen nie üppigen Finanzmitteln umgeht (Benzingeld für die Fahrt zu einer Verbandstagung z.B. 2 DM, Spesen 3 DM), steigt ganz langsam der Kassenbestand: 1957: 248,16 DM, 1958: 734,55 DM, 1959: 816,27 DM.
Bei dieser Entwicklung ist es nur folgerichtig, daß die Vorstandschaft des Jahres 1956 Jahr für Jahr bestätigt wurde: 18. Mai 1957, 24. Mai 1958, 24. April 1959. Die floskelhaft am Schluß der Protokolle stehende Formulierung von der "ruhig und sachlich verlaufenen Generalversammlung" zeugt davon, daß es gelungen war, den Verein zur Ruhe zu bringen.
Diese kameradschaftliche Atmosphäre bot allen Grund, das 10-jährige Bestehen des Vereins, wenn auch in kleinem Rahmen, so doch festlich zu begehen. Für den 7. Juni 1959 lädt man zwei Mannschaften des Ingolstädter Vorortvereins SV Unsernherrn ein, eine Senioren- und eine kombinierte Jugendmannschaft. Die Bieswanger verlieren zwar beide Spiele, doch es herrscht "beste Freundschaft". Karl Zippel überreicht als Sprecher der Aktiven einen Erinnerungswimpel. Am Abend gab es ein gemütliches Beisammensein mit Ehrungen im Vereinslokal Wurm. Den Aktiven wurde ein Essen und eine Maß Bier spendiert. Die Kapelle Cibulka spielte zum Tanz auf. Im Laufe des Abends konnte 1. Vorsitzender Ludwig Loy zwanzig Mitglieder für "treue Pflichterfüllung in den vergangenen zehn Jahren" mit dem neu gestalteten Vereinsabzeichen mit Lorbeerkranz ehren. Da es sich im wesentlichen um Gründungsmitglieder, in jedem Fall aber um "Männer der ersten Stunde" handeln muß, seien die Namen (in der Reihenfolge des Protokollbuchs) hier angeführt:
Engeler Jakob, Mayer Egon, Strunz Hans, Strunz Anton, Wüst Erwin, Zippel Karl, Loy Ludwig, Güttler Alois, Leykamm Fritz, Reitlinger Fritz, Wörlein Fritz, Wörlein Gottfried, Wurm Ludwig, Rachinger Karl, Rachinger Fritz, Reitlinger Karl, Wittmann Hans sen., Roth August, Loy Albert und Krause Walter. |
(5) Auf und Ab
Die nun folgenden Jahre sind dadurch gekennzeichnet, daß man versucht, den Verein im sportlichen Bereich immer mehr an systematisches Arbeiten heranzuführen, d.h. einen geordneten Trainingsbetrieb aufzubauen und die Jugend- bzw. Schülerbetreuung in Angriff zu nehmen. Das ist schwierig, denn nach wie vor lassen sich aus dem Dorf selbst nicht genügend einsetzbare Spieler gewinnen. Auch wenn inzwischen eine zweite Generation nachwächst und sich sehr gut in die Mannschaft einfügt, bleibt man über Jahre auf einem Niveau, das genau zwischen C- und B-Klasse angesiedelt ist. Natürlich führt dies bisweilen zu Verunsicherungen und Zweifeln, ob man alles richtig mache und sich genügend einsetze. Aber ans Aufgeben wurde ernsthaft nicht mehr gedacht.
Auch ist man bemüht, die vereinsinternen Strukturen den modernen Erfordernissen anzupassen. Dies betrifft z. B. die Erweiterung der Vorstandschaft, die Verwaltung und Beschaffung des Ausrüstungsmaterials, die Organisation des Spielbetriebs und das Beitragswesen. In den allgemeinen Belangen des Vereins, vor allem was die Geselligkeit an- geht, war die Entwicklung weiterhin höchst positiv. Veranstaltungen der Sportfreunde sind äußerst beliebt und aus dem dörflichen Jahresablauf nicht mehr wegzudenken.
Der Hauptgrund für diese insgesamt stabile Situation und die zwar gemächliche, aber doch stetige Weiterentwicklung ist wohl darin zu sehen, daß die Vorstandschaft über Jahre von Ludwig Loy angeführt wurde und personelle Veränderungen in den einzelnen Positionen immer auf die Zusammenarbeit mit dem 1. Vorsitzenden abgestimmt waren und nie zu einer "Lagerbildung" führten. Dieses Teamwork ist ein Phänomen, das die Sportfreunde bis zum heutigen Tage auszeichnet.
Die Generalversammlung am 31. Juli 1960 ergab einen Wechsel beim Amt des 2. Vorsitzenden. Auf Hans Strunz folgt sein jüngerer Bruder Anton Strunz, zu diesem Zeitpunkt noch aktiver Spieler. Er führt somit eine Familientradition fort. Diese erstreckt sich über die fünf Jahrzehnte bis zum heutigen Tag von Hans über Anton und Horst Strunz bis hin zu Hans und Harald. Erwähnenswert ist auch, daß Karl Zippel als Spartenleiter weiterhin (und ebenfalls für viele Jahre) Verantwortung übernimmt. Für die meiste Zeit stellt er sich dabei auch noch als Trainer zur Verfügung (I. Mannschaft bis 1968) und leistet seit 1967 über Jahrzehnte zuverlässige Arbeit als Vereinsschiedsrichter. Zippel gelingt es, wieder auswärtige Spieler (vor allem aus Übermatzhofen) an den Verein zu binden. Trotz erheblicher Schwierigkeiten und der nicht immer ermutigenden Resonanz durch die Spieler bemüht er sich unverdrossen um den Trainingsablauf, um die Spielerversammlungen und vor allem um die Förderung und Heranführung des Nachwuchses. Ab 1967 baut er eine vorzügliche Jugendmannschaft auf.
Mit August Roth und Karl Reitlinger wird in der Generalversammlung des Jahres 1960 die Vorstandschaft erstmals durch Beisitzer (Passive) erweitert. Ab 1964 werden auch Vertreter der Aktiven in die Vorstandschaft gewählt (21.3.1964: Hans Wittmann und Karl Schmidt). Für den nach Weißenburg verzogenen Walter Krause übernimmt ab 1964 Egon Mayer (wieder) das Amt des Schriftführers.
Mannschaftsaufstellung in der Meisterschaftssaison 62/63
Tor:
Georg Veitengruber
Abwehr und Mittelfeld:
Jakob Engeler, Heiner Grimm, Karl Zippel, Hans Wittmann, Walter Heger
Sturm:
Toni Strunz, Erwin Wüst, Egon Mayer, Horst Strunz, Fritz Wüst
Ein altes Thema ist dem Verein erhalten geblieben: der Sportplatz. Das 1950 so mühsam geschaffene Spielfeld entspricht nicht den Regelmaßen. Die Möglichkeiten für eine Vergrößerung sind geländebedingt eingeschränkt. Man tritt an die Gemeinde heran, doch die ganze Angelegenheit geht nur sehr schleppend voran. In der Generalversammlung vom 21. Juli 1963 versichert Bürgermeister Rachinger, "daß die Gemeinde bemüht sei, den Wünschen des Ver- eins entgegenzukommen". Und erfreulicherweise wird (Ende 1963) durch eine Umplanung und Verschiebung eine Vergrößerung möglich. Für die Zukunft ist es in Bieswang nicht mehr so leicht, jeden Eckball zum Torschuß zu machen. Auch neue Tore und eine Begrenzung durch Holzbarrieren werden errichtet. Erstaunlicherweise geht ein Ereignis in den Protokollen dieser Jahre völlig unter, das man in heutigen Zeiten allerorten ganz anders zu begehen gewohnt ist. In der Saison 1962/63 wird Bieswang Meister in der C-Klasse Süd. Natürlich war das ein Grund, stolz auf die Mannschaft zu sein, und es ist davon auszugehen, daß man auch gebührend gefeiert hat. Aber im Unterbewußtsein ließ sich wohl doch nicht die realistische Einschätzung des eigenen Leistungsvermögens verdrängen. Man war auch noch nicht beständig genug und hatte große Schwierigkeiten, jeden Sonntag die beste Mannschaft zur Verfügung zu haben. So kam es nach der Saison 1963/64 prompt auch so, wie man befürchten mußte. Die Mannschaft stieg wieder ab. Verein und Mannschaft scheinen den Abstieg relativ unaufgeregt hingenommen zu haben. Jedenfalls geht das Vereinsgeschehen seinen inzwischen gewohnten Gang. Herauszustellen ist das sparsame Wirtschaften der Verantwortlichen, das 1964 erstmals in der Vereinsgeschichte zu einem Kassenstand von über 1000 DM (1078,14 DM) führt. Es ist ganz offensichtlich, daß man die bei einem geordneten Spiel- und Trainingsbetrieb anfallenden Ausgaben aus eigener Kraft aufbringen will.
Nach einer Bestätigung der gesamten Vorstandschaft im Jahre 1964 befassen sich, und das zeugt von der Vitalität des Vereins, "verschiedene Mitglieder" (25.9.64) erstmals mit dem Gedanken, beim Sportplatz ein Sportheim zu errichten. Das Protokoll spricht von einer "heißen Debatte" und - wie das so üblich ist - von der nötigen Klärung der Zuschußsituation. Auch von der Gründung eines Ausschusses ist die Rede. Ausführlich wird erstmals auch die Beleuchtung des Sportplatzes diskutiert. Daran läßt sich erkennen, welchen Stellenwert inzwischen das Training erlangt hatte. Das Protokoll vermerkt: "... da es in den Herbstmonaten früh dunkel wird und die I. Mannschaft unbedingt Training braucht, um den Anforderungen zu genügen, die heute auch schon in der C-Klasse gestelIt werden, sollten ... einige Scheinwerfer errichtet wer en, um auch ein Training im Dunkeln zu ermöglichen". Beide Vorhaben scheitern (vorerst) an den für den Verein nicht zu bewältigenden Kosten. Am 6. März 1966 wird wiederum die gesamte Vorstandschaft bestätigt. Erwähnenswert ist besonders die Tatsache, daß erstmals der Name eines Mannes auftaucht, der über Jahrzehnte die Geschicke des Vereins bestimmen wird: Johann Bayer. Er wird als Beisitzer (Vertreter der Aktiven) in den Vorstand gewählt.
Hans Bayer übernimmt auch sofort Verantwortung. Der Verein will sich systematischer um die Betreuung der Schüler kümmern und auch eine Mannschaft beim Verband anmelden. Zum Leiter und Betreuer der Mannschaft wird Joseph Rauner (der damit auch in den Vorstand eintritt) gewählt. Die Aufgabe des Trainers teilen sich Heinrich Grimm, Hans Bayer und Karl Zippel. Während der ganzen Zeit geht in der Seniorenmannschaft alles seinen gewohnten Gang. Sie ist immer in der Spitzengruppe zu finden, doch immer fehlen ein oder zwei Punkte zum Aufstieg. Im Juni 1968, die Vorstandschaft war wie gewohnt bestätigt worden, kommt eine neue Bewährungsprobe auf den Verein zu. In Übermatzhofen wird ein Sportverein gegründet. Somit stehen die Übermatzhofer Spieler nicht mehr zur Verfügung. Auf einen Schlag müssen für die I. und die II. Mannschaft Spieler ersetzt werden. Doch die gute Arbeit der vergangenen Jahre zahlt sich jetzt aus. Die Lücke läßt sich mit vereinseigenen Spielern schließen.
(6) Neue Gesichter - Zufälle
Unter den Zuschauern des Pokalturniers am 11. August 1968 befand sich ein junger Gymnasiallehrer, der erst seit einigen Monaten in Bieswang wohnte und an diesem Tag seine ersten C-Klassen-Spiele sah. Gespräche ergaben, daß er sich mit Fußball befaßte. Zufällig befand sich dieser Zuschauer in der darauffolgenden Woche an dem Tag in der Brauereigaststätte Wurm, an dem auch die Spielersitzung stattfand. Trainer Zippel, der eine Kur antreten mußte, ging zusammen mit Spielführer Grimm kurz entschlossen auf ihn zu und fragte, ob er nicht bereit sei, während seiner Abwesenheit das Training zu übernehmen. Nach nur kurzem Zögern stimmte der so freundlich Gefragte zu.
Man sehe die etwas ausführlichere Darstellung nach, aber bei der genannten Person handelt es sich - wie unschwer zu erkennen - um den Verfasser dieser kleinen Abhandlung. |
Mannschaftsaufstellung 1969/70
Tor: | Fritz Lotter |
Abwehr: | Heiner Grimm, Günther Leykamm, Karl Schmidt |
Mittelfeld: | Oskar Leykamm, Oskar Knab, Hans Wittmann |
Sturm: | Karl Schwegler, Georg Veitengruber, Eberhard Käb. Helmut Huber |
Heinrich Haarnagell konnte dazu gewonnen werden, das Training auch nach Karl Zippels Kur weiterzuführen. Karl Zippel widmete sich in der Folgezeit ausschließlich der Jugendarbeit (und natürlich der Schiedsrichterei). Obwohl der Trainer Einheiten absolvieren ließ, die nicht bei jedem Begeisterung auslösten (vor allem die gymnastische Grundausbildung), wurde konzentriert trainiert. Bald stand eine schlagkräftige, disziplinierte und vor allem konditionsstarke Mannschaft, in der eine hervorragende Kameradschaft herrschte. Während der nächsten drei Spielzeiten (so lange blieb Haarnagell Trainer), bekam die Mannschaft ein völlig neues Gesicht. Da spielten u.a. die "Windsbacher" (Georg Veitengruber, Oskar Leykamm und Eberhard Käb) und auch die Treuchtlinger (Erich Döbler und der jetzige Bürgermeister Wolfgang Herrmann) für Bieswang. Als versierter Spieler, der später in vielen Funktionen für den Verein tätig sein sollte (Jugend- und Schülerarbeit), stieß Oskar Knab aus Dietfurt zur Mannschaft - um nur einige zu nennen. Die SF Bieswang waren zu einer guten Adresse geworden.
Leider war der Aufstiegsmodus in diesen Jahren noch überaus unflexibel. Nur die Meisterschaft zählte. Ein oder zwei verlorene Spiele während einer Saison bedeuteten meist schon das Aus. Alle Kantersiege (15:1 gegen Wasserzell) halfen nichts, wenn am Ende "nur" der 2. Tabellenplatz stand. So blieb dieser Mannschaft der verdiente Erfolg versagt.
In diese Zeit des dynamischen Vorwärtsstrebens fällt das Gründungsfest des 20-jährigen Bestehens. Es wird ganz im Stile des inzwischen erlangten Selbstbewußtseins begangen. Zum Festabend am 30. April im Saal des Gasthauses Schnitzlein werden Pfarrer Kaiser, Bürgermeister Rachinger, die

Kniend: Karl Schwelger, Erich Sandner, Fritz Lotter, Heiner Grimm, Helmut Huber
Gemeinderäte, die Lehrerschaft mit Hauptlehrer Johnke, die Vereinsvorstände, Kreisspielleiter Brütting und Schiedsrichterobmann Obermeier eingeladen. Den Festvortrag hält Heinrich Haarnagell. Der Abend findet große Anerkennung. Sogar das kühne Unterfangen, festliche klassische (!) Klaviermusik zu Gehör zu bringen, wird von der Mehrzahl der Anwesenden als höchst angemessen akzeptiert.
Im Jubiläumsjahr wird auch ein hochwertiges Pokalturnier mit anschließendem Tanzvergnügen veranstaltet (5./6. Juli). Teilnehmer sind TV Langenaltheim, DJK Dollnstein und TSG Solnhofen. Bieswang gelingt ein großartiger 4:1 Sieg über den damaligen A-Klassisten Solnhofen. {mospagebreak title=Erweiterung}
(7) Erweiterung
In der Aufbruchsstimmung des Jubiläumsjahres kam es zu einer für den Verein richtungweisenden Neuerung. Mit der Gründung einer Damengymnastik-Gruppe wird erstmals ein neues Selbstverständnis des Vereins sichtbar: die SF Bieswang als Verein, der im Rahmen der Möglichkeiten des Dorfes allen Sportinteressierten offen steht.
An den Geschehnissen, die zur Gründung der Gruppe führten, läßt sich zum einen erkennen, wie sehr die sportliche Arbeit des Vereins ins Bewußtsein der Allgemeinheit gedrungen war, zum andern, wie spontan und unkompliziert die Verantwortlichen auf neue Herausforderungen reagierten: Offensichtlich berichteten die Spieler ihren Ehefrauen oder Freundinnen von den vielen Gymnastikeinheiten, die sie im Training zu bewältigen hätten. Die Frauen kamen auf den Trainer zu und stellten fest, daß der Verein eigentlich auch ihnen etwas anbieten könne. Der Trainer versprach, zwei Kurse (zu je 10 Stunden) abzuhalten, dann müsse man weiter sehen. Etwa 20 Damen meldeten sich an zu dieser ersten Unterabteilung des Fußballvereins. Übungsort war der Saal
Sommerfest der Damengymnastikgruppe 1970
Anneliese Hofbeck, Emmi Kupfberger, Luise Gronauer, Lotte Knab, Irmgard Schöppel, Albertine Schmidt
des Gasthauses Rachinger oder der Sportplatz. Übungsgeräte Stühle, Platzbarrieren, Fußbälle und später (z.T. noch selbst angeschaffte) Medizinbälle. Haarnagells Übungsangebot wurde tapfer angenommen, doch der Muskelkater dauerte meist eine Woche. Nach Ablauf der zwei Kurse konnte Frau Margit Frey, Lehrerin an der Bieswanger Schule, als Leiterin gewonnen werden. Mit ihr verdiente sich die Damengymnastik dann wirklich ihren Namen. Nach dem Wegzug von Frau Frey übernahm Frau Emmi Kupfberger die Gruppe. Sie leitet sie bis heute, ein glänzendes Beispiel für treue und selbstlose Vereinsarbeit.
Zu einem erfreulichen Schwerpunkt der Vereinsarbeit entwickelt sich seit dem Jahr 1968 dank des unermüdlichen Einsatzes von Jugendleiter Karl Zippel und seiner uneigennützigen Helfer (Fahrdienst) die Jugendmannschaft. Die späteren sportlichen Erfolge des Vereins basieren ganz wesentlich auf Spielern, die durch diese Jugendmannschaft an den Verein herangeführt wurden.
Jugendmannschaft 1969/70 (Auswahl von Spielern)
Tor:
Hermann Leykamm
Abwehr:
Guba, Strunz Toni, Boscher, Reitlinger Rudi (Kaiser)
Mittelfeld:
Gronauer Gerhard, Schmidt (Ander), Wolf Willi
Sturm:
Hüttinger (Radler), Hüttinger (Traber), Gronauer Werner, Reitlinger Manfred
Auch für den geordneten Ablauf eines durchgehenden Trainingsbetriebs können in dieser Zeit (Frühjahr 1969) endlich die notwendigsten Vorkehrungen getroffen werden. In einer heute schon abenteuerlich anmutenden Gemeinschaftsaktion unter der Leitung von Egon Mayer werden zwei Holzmasten (!) mit Halogenscheinwerfern aufgestellt, die etwa die Hälfte des Spielfeldes ausleuchteten. Noch im vorangegangenen Winter hatte die 1. Mannschaft so manchesmal im Licht der Autoscheinwerfer trainiert (wobei man vorher noch den Sechzehner vom Schnee freischaufeln mußte). Das Genehmigungsverfahren für diese ?Anlage? beim FÜW gestaltete sich außerordentlich schwierig, so daß die Spieler für jedes Training mittels eines langen Kabels ?Privatstrom? aus der Garage des Sportkameraden Anton Strunz beziehen mußten. Doch für alle, die an der Aktion mitwirkten, war es ein bewegender Augenblick, als auf dem Sportplatz erstmals die Lichter angingen. Man fühlte sich wie im Olympiastadion und absolvierte in ausgelassener Freude sofort einige Torschuß-Einheiten.
In der Generalversammlung vom 28.11.1970 wird die erfolgreiche Arbeit durch die Wiederwahl beinahe der gesamten Vorstandschaft bestätigt. Ludwig Loy bleibt 1. Vorsitzender, Heinrich Haarnagell übernimmt kurzzeitig für den vorerst ausscheidenden Anton Strunz das Amt des 2. Vorsitzenden, Karl Rachinger bleibt Schriftführer (er war für Egon Mayer nachgerückt), Alois Güttler Kassenwart. Spartenleiter Fußball bleibt Karl Zippel, Spielleiter Heinrich Grimm. Walter Loy und Fritz Lotter (Aktive), Fritz Wüst und August Roth (Passive) werden Beisitzer.
Was man sich so erzählt ... "ENDSPURT"
Die erfolgverwöhnte Jugendmannschaft der frühen 70er Jahre fuhr häufig zweistellige Ergebnisse ein. Gegen Schambach stand es einmal - ganz ungewohnt - ca. 10 Minuten vor Spielende "nur 1:0" durch ein Tor von "Schmidt Ander", Das konnte so nicht hingenommen werden. Zn der verbleibenden Spielzeit gelang die Ergebniskosmetik, Bieswang erhöhte auf 10:0, Alle Tore erzielte Ander. |
Neu in den Vorstand aufgenommen wird Frau Margit Frey als Leiterin der Gymnastikgruppe. Damit ist erstmals in der Geschichte des Vereins eine Frau als Spartenleiterin Mitglied der Vorstandschaft. {mospagebreak title=Ermüdungserscheinungen}
(8) Ermuedungserscheinungen
Es ist nur allzu verständlich, daß die intensive sportliche Arbeit, der letztlich der verdiente Erfolg versagt blieb, bei den Hauptakteuren zu gewissen psychischen Abnutzungserscheinungen führte. Außenstehende begannen an der Trainingsarbeit des (immerhin ehrenamtlichen!) Trainers herumzumäkeln. Diesem selbst bereitete in zunehmendem Maße die Tatsache Schwierigkeiten, daß er wegen der vielen auswärtigen Spieler (Windsbach, Treuchtlingen, Pappenheim, Schernfeld usw.) bzw. der jeweiligen beruflichen Situation beim Training zu wenige von den ersten 13 Spielern zu taktischem Training zur Verfügung hatte. Als sich bei ihm der Eindruck verdichtete, kaum mehr etwas bewegen zu können, gab er sein Amt auf (Sommer 1971). Spielleiter Heiner Grimm übernahm das Training. Er folgte Haarnagell auch im Amt des 2. Vor- sitzenden nach.
Mit Heiner Grimm begegnen wir einer der Leitfiguren der SF Bieswang. Schon in jungen Jahren übernahm er Verantwortung und steht dem Verein bis zum heutigen Tag zur Verfügung. Mit vollem Einsatz widmete er sich im sportlichen Bereich den Aufgaben eines Spielführers, Spielleiters, Trainers und (bis heute) Spartenleiters. Dazu spielte er in allen Mannschaften - Jugend, 1. Mannschaft und bis ins hohe Fußballeralter Reserve und AH. Hinzu kommt der unermüdliche und uneigennützige Einsatz bei allen Maßnahmen, bei denen seine beruflichen Kenntnisse als Maurer gefragt waren. Über Jahrzehnte ist für ihn der Begriff Freizeit identisch mit SF Bieswang. Ohne Männer wie ihn ist die Entwicklung des Vereins bis zum heutigen Stand undenkbar. |
Während dieser Phase des Aufbaus einer neuen Mannschaft wird ein Thema wieder aktuell, das den Verein schon seit seinem Bestehen begleitet, die Sportplatzfrage. Die Zeiten haben sich geändert, die Ansprüche an den Sport sind ebenso gestiegen wie die Ansprüche der Sportler. Vergleiche mit der Situation der umliegenden Vereine lassen deutlich werden, daß Bieswang, was das Sportgelände angeht, doch sehr hinterherhinkt. Noch glaubt man, obwohl in der Gemeinde schon eine anderweitige Verwendung des Sportplatzes diskutiert wird, an eine Lösung im Bereich des bestehenden Geländes. In diesem Sinne wendet man sich im Januar 1972 auch an die Gemeinde. Der Antrag faßt die bestehende Situation treffend zusammen:
Betrifft: Sportplatzneugestaltung
Sehr geehrte Herren! Unser Fußballplatz befindet sich in einem katastrophalen Zustand. Mängel des Platzes sind:
Wir hoffen um Ihr Verständnis für unser Anliegen und schlagen deshalb vor, in der nächsten bzw. übernächsten Gemeinderatssitzung eine Abordnung unseres Vereins zu einer näheren Besprechung dieses Themas einzuladen. Mit vorzüglicher Hochachtung |
(9) Das Ende der Aera Loy
Am 13. Dezember 1974 begehen die SF Bieswang in einer würdigen Feierstunde mit Ehrungen für Verdienste und langjährige Treue ihr 25-jähriges Jubiläum. In einer ausführlichen und sehr grundsätzlichen Festrede legt Ludwig Loy die Entwicklung des Vereins dar und geht vor allem auf die Tatsache ein, daß die Aktivität des Vereins als Angebot an das Dorf, vor allem an die Jugend, zu verstehen sei. Gerade für ein Dorf, das naturgemäß nicht ein breites Spektrum an sportlichen Betätigungsfeldern bieten kann, sei ein Sportverein als Impulsgeber wichtig. Denn die zivilisationsbedingten gesundheitlichen Probleme vieler Menschen machen schließlich nicht an den Flurgrenzen halt. Loy schließt diese Rede mit den Worten: ?Ich wünsche mir von ganzem Herzen, daß sich auch in der Zukunft genügend Idealisten finden, die diesen Verein am Leben erhalten und bereit sind, Aufgaben zu übernehmen?. Heute läßt sich sagen, daß dieser Wunsch in Erfüllung gegangen ist.
Die Jahre unmittelbar nach dem Jubiläum allerdings waren vorerst geprägt von den Alltäglichkeiten eines Vereinslebens. So mußten des öfteren Funktionen neu besetzt werden: 1976 wird
Heinz Veitengruber Kassenwart und Gerhard Gronauer Schriftführer. Die Trainerfrage wird immer wieder diskutiert (von 1974 bis 1978 wechseln sich Heiner Grimm und Karl Zippel ab), Jugend- und Schülerarbeit fordern stets große Anstrengungen, die einen relativ häufigen Wechsel bedingen: Jugend: 1974/75 Manfred Reitlinger, 1976/77 Gerhard Gronauer, 1977/78 Erich Sandner; Schüler: nach Erwin Wüst ab 1974 für lange und nicht immer leichte sechs Jahre Walter Loy. Neben all diesen organisatorischen Veränderungen und Wechseln bleibt - gleichsam als Dauerthema - das Bemühen um ein angemessenes Sportgelände und ein Sportheim. Mittlerweilen waren die Gemeindeväter zu dem zukunftsweisenden Entschluß gelangt, eine große Anlage am heutigen Standort zu errichten. In einer Vorstandssitzung am 3. November 1975 trägt Bürgermeister Rachinger den Finanzierungsplan vor:
- 85.000 DM | Zuschuß vom Staat |
- 55.000 DM | Darlehensaufnahme der Gemeinde |
- 51.000 DM | Eigenleistung der Gemeinde |
- 28.000 DM | Eigenleistung der Sportfreunde Bieswang |
|
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= 219.000 DM | Gesamtkosten. |
Mutet dieser Finanzierungsplan aus heutiger Sicht auch beinahe rührend an, so muß doch mit Respekt und Dankbarkeit festgestellt werden, daß die Gemeinde Bieswang bereit war, ganz erhebliche Anstrengungen für die Sportfreunde und damit für den Sport in Bieswang zu unternehmen. Gleichzeitig läßt sich aus dieser Bereitschaft jedoch ableiten, wie hoch die gute Arbeit des Vereins von den Gemeindevätern eingestuft wurde. Einen schlecht geführten Verein hätte sicherlich niemand in dieser Höhe gefördert.
Natürlich mußte sich die Gemeinde absichern und vom Verein eine Verpflichtung hinsichtlich der Eigenleistungen erwirken. Diese wird von der Vorstandschaft auch abgegeben. Allerdings klingt in der Formulierung ?Wir werden uns bemühen, die von Ihnen geforderten Leistungen zu erbringen? eine gewisse Unsicherheit an. Bekanntermaßen ist zwischen der allgemeinen Bereitschaft zur Arbeitsleistung und dem verläßlichen, termingerechten Erbringen der jeweils anfallenden Arbeiten ein gewaltiger Unterschied. Wie überall bei freiwilligen Leistungen sollte sich auch in Bieswang herausstellen, daß der weitaus größte Teil der anfallenden Arbeiten von einer relativ kleinen Zahl unermüdlich schuftender Vereinsmitglieder erledigt wurde.
Obwohl der beabsichtigte Beginn der Arbeiten noch im Jahre 1975 auch eingehalten wurde, zog sich der Baufortschritt immer wieder hinaus. Offensichtlich hatten sich alle Beteiligten einen Sportplatzneubau einfacher vorgestellt. Ein erster Beleg jedenfalls für die Eigenleistung der Sportfreunde ist eine Auflistung vom 18.11.1976, in der für die Zeit vom 22.11.1975 (8 Std. Abmessen des Baugeländes) bis zum 28.8.1976 (25 Std. Steineklauben) fein säuberlich eine Leistung von DM 5394.- nachgewiesen wird (667,5 Stunden).
Es hat den Anschein, als habe Ludwig Loy das persönliche Ziel gehabt, diese Großmaßnahme noch auf den Weg zu bringen, dann aber nach so vielen Jahren einem Jüngeren Platz zu machen. Jedenfalls äußert er in der Vorstandssitzung am 2.11.1976 erstmals Rücktrittsabsichten und bestätigt diese unter Hinweis auf seine angegriffene Gesundheit in der Vorstandssitzung am 12. Januar 1977. In der Generalversammlung vom 23.1.1977 stellt er sich nicht mehr zur Wahl. 49 von 51 anwesenden Vereinsmitgliedern (insgesamt 119) stimmen für Johann Bayer als neuen Vorsitzenden. Zum 2. Vorsitzen- den wird Günther Leykamm gewählt. Die restlichen Positionen werden bestätigt: Schriftführer Gerhard Gronauer, Kassenwart Heinz Veitengruber, Spartenleiter Heiner Grimm, Jugendleiter Erich Sandner, Schüler Walter Loy, Damengymnastik I Margit Frey, II Ursula Leykamm, Beisitzer Ludwig Loy, August Roth, Fritz Hönig und Karl Schwegler.
In den 21 Jahren seiner Vorstandschaft hat sich Ludwig Loy unschätzbare Verdienste um die Sportfreunde Bieswang erworben. Alle Höhen und Tiefen, die in einem solch langen Zeitraum auftreten, hat er gemeistert, unerschütterlich überzeugt von der Wichtigkeit des Sportvereins für dieses Dorf. Nie stellte er seine eigene Person in den Vordergrund und war stets aufgeschlossen für gute Ideen und Ratschläge. Dabei verstand er immer wieder, engagierte Mitstreiter an den Verein zu binden und zum Wohle des Vereins einzusetzen. Natürlich war sich die neue Vorstandschaft der enormen Leistung von Ludwig Loy bewußt. In der Generalversammlung vom 19. Februar 1978 wird er zum Ehrenvorsitzenden ernannt und erhält die Verdienstnadel des BLSV in Silber mit Gold. {mospagebreak title=Sprung ins kalte Wasser}
(10) Sprung ins kalte Wasser
Es bedarf keiner besonderen Phantasie, sich auszumalen, was es für den knapp 32-jährigen Hans Bayer am 23. Januar 1977 bedeutete, das Amt des 1. Vorsitzenden der SF Bieswang zu übernehmen. Zum einen war er Nachfolger eines Mannes, an dem er sich zwangsläufig messen lassen mußte, zum andern hatte er sich bis zu seiner Wahl nie mit den Verwaltungsaufgaben des Vereins oder gar mit repräsentativen Tätigkeiten befaßt. Er war bis dahin als eifriger und zuverlässiger Spieler der 1. Mannschaft und der Reserve in Erscheinung getreten bzw. als einfühlsamer und engagierter Betreuer im Jugend- und Schülerbereich. Hinzu kommt, daß mit Günter Leykamm (Nachfolger von Karl Schwegler) ebenfalls ein Neuling in das Amt des 2. Vorsitzenden gewählt wurde.
Für den neuen Vorsitzenden gab es denn auch keine Schonfrist. Sofort wurde er mit dem riesigen Aufgabenkomplex Sportgelände konfrontiert. Es galt - und das auch mit Blick auf die bevorstehende Eingemeindung nach Pappenheim -, die schwierige Schlußphase der Maßnahme zu bewältigen. Wirklich ein Sprung ins kalte Wasser! Dabei bewegten sich die sportlichen Entwicklungen, sieht man einmal von der gut florierenden Damengymnastik ab (Gruppe I 22 Teilnehmerinnen, Gruppe II 8 Teilnehmerinnen), auf einem eher mäßigen Niveau (I. Mannschaft, Jugend und Schüler im Mittelfeld). Die Finanzlage war zwar durch und durch solide, aber bei einem Kassenstand von DM 3709,79 doch nicht so, daß man in irgendeinem Bereich an die Verwirklichung von Visionen denken konnte.
Doch Hans Bayer geht sofort mit der ihm eigenen Beharrlichkeit und höchstem persönlichen Einsatz ans Werk. Fortan ist er "der gute Geist beim Sportplatzneubau". Im Rahmen der zugesicherten Eigenleistung war der Verein verantwortlich für: Umfriedung des Platzes mit Wasserrohren, Einzäunung des Geländes, Laufbahn, Sprunggrube, Aufbringung des Humus und Steineklauben, Pflasterung vor dem Sportheim und die Mauer bzw. Treppe beim Zugang zu den Umkleidekabinen. Dazu waren viele Helfer nötig, und nicht immer standen sie zur Verfügung. Doch insgesamt läßt sich sagen, daß der 1. Vorsitzende mit gutem Beispiel voranging und dadurch vor allem viele der ehemaligen Spieler, die sich zu einer AH-Mannschaft zusammengeschlossen hatten, dafür gewinnen konnte, ihre beruflichen Fähigkeiten dem Verein zur Verfügung zu stellen. So führten - um nur einige Namen zu nennen ? bei den Metallarbeiten (Umzäunung, Außenzaun) Helmut Huber und Walter Loy Regie, bei Erd- und Maurerarbeiten Heiner Grimm, den Malerarbeiten (und dem, was so anfiel) Anton Strunz. Schon zum 1. Mai 1977 kann der Verein der Gemeinde einen Leistungsnachweis über 600 Stunden (4980 DM) vorlegen.
Was man sich so erzählt ... VEREINSREKORD
Weniger erfolgreich war da eine Schülermannschaft des Jahres 1964. Die tapferen Spieler mu8ten die höchste Niederlage hinnehmen, die Bieswang jemals kassierte: ESV Treuchtlingen: SF Bieswang 29:0. Besonderheiten: Der Torwart war der beste Bieswanger Spieler. Mathematisch gesehen fiel bei 60 Minuten Spielzeit jede 2. Minute ein Tor. Die Bieswanger wehrten sich heldenhaft gegen ein 30. Tor und konnten ihren Kasten in den letzten fünf Minuten sauber halten. |
Arbeit gab es also genug. Und verständlicherweise sind im ersten Jahr des Vorsitzenden Bayer alle Aktivitäten dem Projekt Sportplatz untergeordnet. Die sportliche Entwicklung verläuft - beinahe nebenher - in gewohnten Bahnen. Nur die von Walter Loy betreute Schülermannschaft (C-Jugend) vermag besondere Akzente zu setzen. Sie ist zu dieser Zeit die Parademannschaft des Vereins. (Auch nach intensivster Bemühungen ließ sich eine Aufstellung nicht mehr rekonstruieren.)
Trotz allen Einsatzes stellt sich bald heraus, daß die Fertigstellung und Übergabe des Sportgeländes wohl erst 1978 möglich sein wird. Damit ist der Vorstand des Vereins in einer Situation, die einiges Fingerspitzengefühl verlangt. Das Thema Eingemeindung schlägt im Dorf hohe Wellen, und da wäre es schon überaus wünschenswert, wenn die "alte Gemeinde", die ja auch Träger des Projekts ist, den Platz noch übergeben könnte. Auch geht es noch um die Modalitäten hinsichtlich der Nutzung. Die Vorstandschaft entschließt sich am 4. April, als schon abzusehen ist, daß die Übergabe nicht bis zum 1. Mai möglich sein wird, den Gemeinderat zu ersuchen, die Nutzungsbedingungen so weit festzuschreiben, daß die Stadt Pappenheim vollendete Tatsachen vorfindet und sich an diese halten muß. Die Forderungen liegen denn auch im maximalen Bereich:
,... Wir bitten Sie deshalb höflich, die Bewässerung und das Mähen des Sportplatzes sowie die Reinigung des Sportheims zu übernehmen. Des weiteren bitten wir um die Finanzierung der Heizungs-, Wasser-, Strom- und Kunstdüngerkosten durch die Gemeinde. Schließlich bitten wir Sie noch um Ergänzungsarbeiten: links und rechts entlang des Spielfeldes wäre noch je eine Tür in der Umzäunung anzubringen. Zum Duschen im Sportheim würden wir noch Holzroste benötigen...." |
"... die aufgestellten Forderungen können in der dargelegten Form nicht gewährt werden. Den Sportfreunden kann aber zugesagt werden, daß sie zu den gleichen Bedingungen, wie sie den Pappenheimern gewährt werden, den Bieswanger Sportplatz benützen können ..." |
Am 30. Juli 1978 war es so weit. In einer überaus eindrucksvollen Feierstunde konnten die Sportfreunde den endgültigen Beweis erbringen, welche Qualität der Verein inzwischen verkörperte. Beinahe das ganze Dorf fand sich zu den Feierlichkeiten ein, dazu eine Vielzahl von Ehrengästen: Altbürgermeister Rachinger, Bürgermeister Nachtmann, der ehemalige Gemeinderat, der Stadtrat, Schiedsrichterobmann und Kreisspielleiter sowie Vertreter der Banken und des Gewerbes. Der Festakt begann mit einem Feldgottesdienst, gestaltet vom Posaunenchor, anschließend Ansprachen des Bürgermeisters, des Altbürgermeisters und des 1. Vorsitzenden.
Nach den offiziellen Feierlichkeiten setzte man sich ? bei herrlichstem Wetter - zu einem stimmungsvollen Frühschoppen zusammen. Nachmittags dann das offizielle Eröffnungsspiel Bieswang gegen den damaligen B-Klassisten Pappenheim. Von Bieswanger Seite aus paßte es sich so gar nicht dem festlichen Anlaß an und ging mit 0:4 verloren. Doch dies tat der Stimmung keinen Abbruch: zum Ausklang des Tages fanden sich Spieler, auswärtige Gäste und die Bieswanger Bevölkerung bis tief in die Sommernacht hinein zu einem Grillfest zusammen. Der 1. Vorsitzende, der neben seinen offiziellen Aufgaben auch die gesamte Bewirtung übernommen hatte, hatte Großes geleistet. Eine richtungweisende Bewährungsprobe war eindrucksvoll bestanden. {mospagebreak title=Neue Ziele}
(11) Neue Ziele
Man kann sagen, daß mit dieser Einweihung für die Sportfreunde Bieswang eine neue Epoche, die vorerst letzte, ihren Anfang genommen hat. Sie wird von einem ständigen Voranschreiten geprägt sein. So war auch nach den Feierlichkeiten überhaupt nicht an ein zufriedenes Zurücklehnen zu denken. Es galt, die neuen Aufgabenbereiche in den Griff zu bekommen und sich an völlig anderen wirtschaftlichen Größenordnungen zu orientieren. Mit großer Zähigkeit stellt sich Hans Bayer den jeweiligen Anforderungen. Diese Haltung verdient insofern besonderen Respekt, als er bei der Bewältigung einer ganzen Reihe von Aufgaben nur auf wenige treue Helfer zurückgreifen konnte.
Neben dem grundsätzlichen Bemühen um den sportlichen Fortschritt mußten vorrangig in zwei Problembereichen Lösungen gefunden werden: die Optimierung des Trainingsbetriebs durch Errichtung eines Trainingsgeländes (auch als Ausweichplatz), einschließlich einer ausreichenden Platzbeleuchtung und die Regelung der Kostenfrage für Nutzung und Pflege des Sportgeländes. Schon in der Vorstandssitzung am 31.10.1978 beschließt man, auf die Stadt wegen eines Ausweichsportplatzes zuzugehen. Die Generalversammlung am 4.3.1979 bringt eine erste Klärung (und Ernüchterung). Sportreferent Stadtrat Hoechstetter trägt die in den Sportförderungsrichtlinien verankerten Vorstellungen der Stadt vor: Die Stadt übernimmt sämtliche für den Platz anfallenden Kosten, alle durch die Benutzung des Sportheims entstehenden Kosten (Heizung, Reinigung) müsse der Verein übernehmen. Ein Ausweichsportplatz sei derzeit nicht zu finanzieren, man müsse im Notfall nach Übermatzhofen ausweichen. Daß diese Aussagen keine Begeisterung auslösten, läßt sich denken, doch Bayer und die Vorstandschaft suchen weiterhin konsequent den Kontakt zur Stadt. In kleinen Schritten kam man in allen Punkten Lösungen näher. Entscheidend war, daß von Seiten der Stadt schon bald die Notwendigkeit eines Ausweichsportplatzes eingesehen wurde.
In diese Zeit intensiven Ringens um die Zukunft des Vereins fällt die Nachricht vom Tode des Mannes, der wichtige Weichen gestellt hatte. Am 3. Dezember 1979 verstirbt der Ehrenvorsitzende Ludwig Loy. |
In Sachen Ausweichsportplatz zeichnet sich durch die Bemühungen der Vorstandschaft und die aufgeschlossene Haltung der Stadt Anfang 1980 eine Lösung ab. Die weitere Nutzung des alten Platzes wird ausgeschlossen. Mit den Maßen 105 x 80 m wird der Platz am heutigen Standort geplant. Landwirt Deffner als Eigentümer des Geländes kommt in diesem Verfahren dem Verein (und der Stadt) in allen Punkten entgegen. Beim Platzbau erweist sich besonders der erhebliche Höhenunterschied von zwei bis drei Metern als Problem. Doch da sich der Verein bereit erklärt, die anfallenden Arbeiten weitgehend in Eigenleistung zu übernehmen und auch das Landratsamt planungsrechtlich keine Einwände hat ("landschaftsgerechte Ortsrandgestaltung" vorausgesetzt), kann die Maßnahme (Beleuchtungsanlage inbegriffen) in Angriff genommen werden. Allerdings muß der Vorsitzende in der Generalversammlung am 22.2.81 massiv an die Mitglieder appellieren, sich für die anfallenden Arbeiten zur Verfügung zu stellen. Dabei macht er seiner Verärgerung darüber Luft, daß so mancher an dem Ergebnis der freiwilligen Arbeitsleistung herummäkelt, ohne selbst entsprechenden Einsatz vorweisen zu können. An solchem Auftreten ist zu erkennen, daß sich Hans Bayer binnen kurzer Zeit profiliert hat und zur unumstrittenen Führungspersönlichkeit des Vereins geworden ist.
Der Hinweis auf die Leistung des Vorsitzenden muß auch die Tatsache einbeziehen, daß Hans Bayer mit seinem Schriftführer Gerhard Gronauer einen überaus engagierten Mitarbeiter zur Seite hatte. Längst war die Führung dieses Vereins neben den routinemäßigen Schriftsätzen zum Sportbetrieb mit erheblichem verwaltungstechnischen Schriftverkehr verbunden. Man denke nur an den Schriftwechsel mit der Stadt und den Behörden, an das Zuschußwesen beim BLSV und bei der Regierung. Mit dem Bereich "Firmenwerbung" gelingt es zudem nach langwierigem Genehmigungsverfahren zusätzlich zur Trikotwerbung eine völlig neue Einnahmequelle für den Verein zu erschließen. Gerhard Gronauer nutzt hartnäckig alle "Töpfe" und hat dadurch den SF Bieswang immer wieder zu einer Entschärfung der Finanzierungsprobleme verholfen.
Im Laufe des Jahres 1982 werden die Planungen für den Ausweichsportplatz weiter vorangebracht. 1983 beginnen die Arbeiten, 1984/85 werden sie abgeschlossen. Auch eine für den Trainingsbetrieb bestens geeignete Platzbeleuchtung kann mit einiger Verzögerung 1985 installiert werden. Die Stadt übernahm einen großen Teil der Kosten für Materialien (Zaun, Tore), der Verein erbrachte umfassende Eigenleistungen (Erdarbeiten, Zaun). Gesamtkosten ca. 60.000 DM. Ein weiteres wichtiges Etappenziel auf dem Weg zur Optimierung der Sportstätten in Bieswang ist erreicht. Den Bieswanger Sportlern werden nun Bedingungen geboten, von denen die Vorgängergeneration nicht zu träumen wagte. {mospagebreak title=C-Klasse Jura Sued II - und kein Ende?]
(12) C-Klasse Jura Süd II - und kein Ende?
![]() | Anmerkung: Für die folgenden Jahre liegen sorgfältig zusammengestellte Pressemappen von Gerhard Gronauer und Hartwig Hamperl vor. Sie ermöglichen detailliertere Aussagen zu einzelnen Spielen. |
Viel gab es also zu tun in diesen Jahren für die Verantwortlichen der SF Bieswang. Ihr Einsatz ist umso bemerkenswerter, als sich die sportlichen Erfolge der I. Mannschaft nach wie vor in Grenzen hielten und nicht im geringsten als zusätzliche Motivation dienen konnten.
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Es war zunächst in keiner Weise abzusehen, ob sich der Zustand "Traditionsverein in der C-Klasse" jemals würde ändern lassen. Doch das sportliche Verantwortungsbewußtsein ist fest im Verein verankert. Die Mannschaften - seit 1981 ist Gerhard Gronauer Trainer - arbeiten zielstrebig an ihrer Weiterentwicklung. Man vertraute fest darauf, daß sich der Erfolg einstellen wird, zumal da eine A-Jugend nachwuchs, die - 1981/82 Gruppenerste (!) und Aufsteiger in die Kreisklasse - zu den schönsten Hoffnungen berechtigte.
Mit den Senioren aber geht es zunächst nur mühsam voran. In der Saison 81/82 reicht es am Schluß nur zum 11. Tabellenplatz (13 Mannschaften). Es gab eine deftige Heimniederlage gegen Wellheim (1:6), eine 7:1-Schlappe in Übermatzhofen, bei nur einem wirklich überragenden Heimsieg gegen Wasserzell (9:2). Das traditionelle Pokalturnier am 7. und 8. August 1982 stimmte da zwar etwas zuversichtlicher, konnte man doch gegen den B- Klassenabsteiger TSG Pappenheim und den B-Klassenaufsteiger SC Ettenstatt bestehen und den Pokalsieg erringen, doch erfüllten sich die Erwartungen in der Saison 82/83 nur zum Teil. Mit dem abschließenden 6. Tabellenplatz (14 Mannschaften) ist allerdings eine Steigerung festzustellen. Mit 4:1 gegen die TSG Pappenheim gelang gleich im ersten Saisonspiel der höchste Sieg, gegen den SV Übermatzhofen verlor man zweimal, die höchste Niederlage gab es gegen den späteren Aufsteiger VfB Mörnsheim (0:5).
Einen ersten klarer erkennbaren Fortschritt brachte die Saison 83/84. Zwar mangelt es insgesamt immer noch an Beständigkeit, doch siedelt sich die Mannschaft fest im oberen Tabellendrittel an und hält lange Zeit sogar den 2. Platz. Am Ende steht dann, allerdings mit deutlichem Abstand zum Aufsteiger DJK Raitenbuch, Platz 4. Deftig in dieser Saison die Heimniederlage gegen Raitenbuch (0:6) und die Niederlage in Workerszell (5:0), höchster Saisonsieg 5:0 gegen die DJK Preith. Die insgesamt jedoch positive Entwicklung hält in der Saison 84/85 an. In Presseberichten tauchen immer häufiger Formulierungen auf wie "sieggewohnte Bieswanger", "technisch versiert", "sicheres Kombinationsspiel". In der Abschlußtabelle wird der 3. Tabellenplatz erreicht. Das letzte Spiel brachte ein 1:1 gegen Tabellenführer und Aufsteiger SV Marienstein. Als beachtliche Leistung in dieser Spielzeit bleibt festzuhalten, daß die SF Bieswang mit diesem Unentschieden zu Hause ungeschlagen blieben.
Was man sich so erzählt - HEIMATLIEBE Die Geselligkeit wurde seit jeher großgeschrieben bei den SFB. Von den Anfängen des Vereins an gab es schöne Ausflüge. Im Laufe der Jahre erlaubten es die Zeitverhältnisse, auch fernere Ziele anzusteuern. Besonders' schön waren die Fahrten nach Berlin und nach Wien. Zu Wien gehört Grinzing und der Heurige. Diesem sprachen die Bieswanger auch reichlich, d.h. in Biermengen, zu. Einer von ihnen hielt es für das beste, sich mit dem Taxi Nachhause bringen zu lassen. Taxifahrer: "Wohin wolln's denn?" Antwort: "Nach Bieswang". Es spricht für die Findigkeit der Wiener Taxifahrer, daß der Fahrgast dennoch in seinem Quartier abgeliefert wurde. |
Leider konnte der Trend in der darauffolgenden Spielzeit nicht fortgesetzt werden. Der 7. Tabellenplatz am Ende stellte Spieler und Trainer natürlich nicht zufrieden, auch wenn in der Presse nach dem für den Aufstieg der DJK Raitenbuch entscheidenden 0:0 der SF gegen die DJK Workerszell lobend erwähnt: "Die Bieswanger zeigten, daß man ganz oben noch mitmischen kann". Dies beweisen sie in der Saison 86/87 denn auch eindrucksvoll, auch wenn es am Schluß wieder "nur" zu dem über all die Jahre schon beinahe schicksalhaft gewordenen 2. Tabellenplatz reicht. Dieser berechtigte jedoch zur Relegation. Die Titelzeilen im "Weißenburger Tagblatt" spiegeln wider, wie nah man diesesmal "dran" war: "Bieswanger verschenkten den Aufstieg - Trotz einstündiger Feldüberlegenheit eine 2:1 Niederlage gegen Schernfeld - Mangelnde Chancenauswertung".
Wer geglaubt hatte, daß die Fußballgötter jetzt ein Einsehen mit der wackeren Elf Gerhard Gronauers haben würden, sah sich in der Spielzeit 87/88 nicht nur erneut getäuscht, sondern mußte hinsichtlich der Dramatik des Geschehens eine weitere Steigerung erleben. Beinahe traditionell erreichten die SF in der Abschlußtabelle wieder den 2. Tabellenplatz, nachdem man an sieben Spieltagen an der Tabellenspitze gestanden hatte und "Herbstmeister" geworden war. Im 1. Relegationsspiel gegen den B-Klassisten SV Wettelsheim führte die Mannschaft schon 2:0. Doch am Ende stand es 3:4. Im 2. Relegationsspiel gegen die DJK Fiegenstall mußte man physisch und psychisch der unglücklichen Niederlage gegen Wettelsheim Tribut zollen. Es ging 1:2 verloren.
Für Verein und Mannschaft höchst bedauerlich, doch menschlich nur allzu verständlich, gab Gerhard Gronauer nach der Saison 87/88 sein Traineramt auf. Nach über sechs Jahren gewissenhafter Arbeit, in der er die entscheidenden Voraussetzungen für die zukünftige Entwicklung der Mannschaft schuf, war er nicht mehr in der Lage, seine vielfältigen beruflichen und außerberuflichen Aufgaben mit der Trainertätigkeit in Einklang zu bringen. Welch hervorragende Arbeit er geleistet hatte, sollte sich sehr bald herausstellen. {mospagebreak title=Eingetragener Verein - gemeinnuetzig}
(13) Eingetragener Verein - gemeinnützig
Während der Jahre, in denen so hart um den Aufstieg in die B-Klasse gerungen wurde, mußte die Vorstandschaft eine Reihe organisatorischer Probleme grundsätzlich in den Griff bekommen. Ganz entscheidend war die Frage, wie sich bei den immer mehr eskalierenden Kosten (Ausgaben 1982: DM 12.381,69!) die finanzielle Situation stabilisieren läßt. Längst ist dabei klar, daß die Deckung der Kosten nur durch ein erhebliches Spendenaufkommen vor allem von Seiten der Bieswanger Firmen zu erreichen ist. Denn das Thema Beitragserhöhungen scheint für Bieswanger Verhältnisse zunächst einmal ausgereizt, war es doch in der Generalversammlung vom 4.3.83 nach erbitterter Diskussion lediglich gelungen, den Grundbeitrag leicht anzuheben: Senioren 30.- DM (statt bisher 24.- DM). Auch die zusätzlichen Veranstaltungen - Faschingsball, Pokalturniere, Grillfeste - brachten längst nicht die benötigten Mehreinnahmen. Die längerfristige Spendenbereitschaft bei den Firmen ließ sich aber nur durch steuerliche Anreize erhalten. Damit mußte durch eine Anerkennung der Gemeinnützigkeit und die dafür nötige Aufnahme in das Vereinsregister die Voraussetzung für das Ausstellen von Spendenquittungen geschaffen werden. Nach juristischer Überprüfung der Vereinssatzung durch den Notar Dr. Liedel und Abschluß des umständlichen behördlichen Verfahrens erfolgt mit der Veröffentlichung in der Presse am 25. Mai 1983 der Eintrag ins Vereinsregister:
Der Verein Sportfreunde Bieswang 1949 eingetragener Verein" mit dem Sitz in Bieswang wurde heute in das Vereinsregister Blatt 426 eingetragen. Weißenburg i.Bay., den 25.Mai 1983 Amtsgericht |
Wenige Wochen vor der Eintragung in das Vereinsregister schon wurde Hans Bayer einstimmig im Amt des 1. Vorsitzenden bestätigt. Günther Hüttinger wurde zum 2. Vorsitzenden gewählt. Die weiteren Mitglieder der Vorstandschaft wurden bestätigt: Schatzmeister Richard Schmidt, Schriftführer Gerhard Gronauer, Spartenleiter Heinrich Grimm, A-Jugend Walter Heger, C-Jugend Richard Schmidt und (neu) Gerhard Engeler, Beisitzer Friedrich Rachinger und Walter Loy.
Eine der Hauptaufgaben für die kommenden Jahre ergibt sich aus der Tatsache, daß die Stadt Pappenheim in Anpassung an die Vereinbarungen mit den anderen Sportvereinen im Stadtgebiet, die Nutzung des Sportgeländes in einem Pachtvertrag regeln will. Es gilt, diesen Vertrag durch Verhandlungen so zu gestalten, daß der Verein in der Lage ist, alle auf ihn zukommenden Ausgaben auch wirklich zu erwirtschaften. Der erste Entwurf der Stadt (Herbst 1984) sieht einen rückwirkenden Pachtbeginn zum 1.1.1983 vor und enthält eine Anpassungsklausel des Pachtpreises von 396.- DM. Der Verein bittet um Verhandlungen und schließt im Laufe des Jahres 1985 einen Vertrag ab, der mit seinem Pachtbetrag von DM 396 über die Sportförderung der Stadt (errechnet jeweils aus der Zahl aktiver und passiver Mitglieder, 1985 DM 3448) abgerechnet wird.
Es versteht sich von selbst, daß mit diesem Pachtverhältnis dem Verein einerseits ein erheblicher Freiraum in der Regelung vereinsspezifischer Fragen geschaffen worden ist, andererseits aber auch ein hohes Maß an finanzieller Verantwortung bzw. Belastung. Längst war aus dem beinahe privaten Zusammenschluß von Fußballbegeisterten eine nach wirtschaftlichen Kriterien agierende "juristische Person" geworden. Die Bedeutung und Verantwortlichkeit der Ämter des Vorsitzenden, des Schriftführers und des Kassenwarts (seit 1983 Schatzmeister) hatte sich grundlegend verändert.
Die Einnahmequelle, um die sich die Vorstandschaft seit 1985 am intensivsten bemüht, ist die Bandenwerbung. In einer ganzen Reihe von Sitzungen wird die Ausführung und Gestaltung, der Kosten- und Gebührenrahmen, das Genehmigungsverfahren behandelt. Die ersten definitiven Zusagen gehen ein (die Firmen Roth, Loy, Herb, Rachinger - Fenster -, Rachinger - Möbel -, Wurm, Wörlein, Felsenbräu und Sparkasse). Die Vertragsdauer von fünf Jahren sichert dem Verein eine fest kalkulierbare Einnahme.
Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die Arbeit des Vereinsmitgliedes Martin Hajek. In uneigennütziger Weise hat er seine künstlerischen Fähigkeiten dem Verein zur Verfügung gestellt und die Gestaltung der meisten Werbetafeln übernommen. |
In diesen Jahren bemüht sich der Verein erfreulich intensiv um vermehrte Jugendarbeit. 1985 löst Karl Pobatschnig den berufsbedingt zurückgetretenen Walter Heger als Jugendleiter ab. Die C-Jugend übernimmt Erich Erdmann. Und auch für die ganz Kleinen, die in erstaunlicher Zahl in den Verein drängen, soll eine Möglichkeit zu Verbandsspielen geschaffen werden. 1985/86 ist dies für die 8-10jährigen nur als D-Jugend möglich. Sie müssen somit immer gegen Ältere antreten und werden für ihren Eifer von den anderen mit 0:14 Punkten und 0:87 Toren bestraft. Aber sie geben nicht auf. Ab 1986, Gerhard Böhm hat die Betreuung übernommen, wird diese Altersgruppe als E-Jugend angemeldet. Gerhard Böhm führt die Mannschaft, zeitweise in einer Spielgemeinschaft mit Pappenheim und Übermatzhofen, dann bis in die C-Jugend. Ab der Saison 87/88 wird als Spielgemeinschaft mit Übermatzhofen wieder eine E-Jugend beim Verband gemeldet. Die Betreuung übernimmt Robert Keller.
Statt einer Mannschaftsaufstellung E- Jugend 1987 Hüttinger Elke, Vogl Martin, Rachinger Werner, Grillmeier Sven, Schwegler Daniel, Deffner Stefan, Pauckner Stefan, Hüttinger Stefan, Gisek Matthias, Strunz Jochen, Keller Torsten und Sven, Böhm Torsten, Luff Andreas |
Dieses große Engagement in der Jugend- und Kinderbetreuung findet sowohl in der Bevölkerung als auch bei den Verantwortlichen der Stadt große Anerkennung. In jedem Fall aber beweist es die Berechtigung des Attributs "gemeinnützig". Auf ausschließlich ehrenamtlicher Basis erbringt der Verein eine Leistung für das Dorf, die ihn zu einer für Bieswang unverzichtbaren Einrichtung werden läßt. Die allgemeine Zustimmung zur Arbeit des Vereins ist unschwer an der Mitgliederentwicklung abzulesen. Zum Ende der 80er Jahre ist die Zahl der Mitglieder auf knapp 200 (1990 bereits 240!) angestiegen. {mospagebreak title=Jubilaen - Neue Plaene}
(14) Jubiläen - neue Pläne
Neben all den sportlichen Aktivitäten im Senioren- und im Jugend- bzw. Schülerbereich bestimmen in diesen Jahren drei Schwerpunktthemen das Vereinsgeschehen. Zwei davon fallen in das Jahr 1989. In einem sich über das ganze Jahr erstreckenden Veranstaltungszyklus begeht Bieswang auf eindrucksvolle Weise sein 1100-jähriges Bestehen. Wesentliche Träger vieler Veranstaltungen sind die Dorfvereine. Für die SF Bieswang ist es selbstverständlich, sich zu beteiligen. Sie tun dies im wesentlichen bei zwei Veranstaltungen. Beim historischen Festzug am Pfingstmontag gestalten die Schüler unter der Leitung von Gerhard Gronauer eine Spielszene aus dem vorigen Jahrhundert, in der die ärmlichen Schulverhältnisse gezeigt werden sollen. Der "Spielwagen" mit der eifrigen Schulklasse und dem freundlichen Lehrer wird von den unzähligen Zuschauern begeistert beklatscht. Und auch beim fränkischen Dorffest, das im Sommer auf dem Dorfplatz und dem Gelände der Brauerei Wurm abgehalten wird, hilft der Verein tatkräftig mit. Er übernimmt unter der Leitung von Anton Strunz und Siegfried Kiermeyer den gesamten Getränkeausschank.
Der zweite, für den Verein besonders wichtige Schwerpunkt dieses Jahres ist die Feier des 40-jährigen Bestehens. Nach anfänglichen Bedenken entschließt sich die Vorstandschaft, das Jubiläum als Möglichkeit zu nutzen, den Verein und dessen Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Als Termin wird das Wochenende vom 30. Juni bis 2. Juli festgelegt. Die Feierlichkeiten werden zu einem Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. Alle Dorfvereine beteiligen sich am Eröffnungszug zum Festzelt. Der im Programm schlicht als Vereinsabend bezeichnete Festakt entwickelt sich zu einer großen Würdigung der Arbeit des Vereins durch die Stadt (Bürgermeister Nachtmann) und den BLSV (Walter Winkler). In seiner Grußadresse geht Bürgermeister Nachtmann besonders auf die Vitalität des Vereins ein und auf seine Leistung für die Dorfgemeinschaft. Unter Hinweis auf die Förderung durch die ehemalige Gemeinde Bieswang verspricht er tatkräftige weitere Unterstützung des Vereins. Vorsitzender Hans Bayer gibt in seiner Festrede einen kurzen Überblick über 40 Jahre SF Bieswang und umreißt den derzeitigen Stand: 1. Mannschaft, Reserve, A-, C-, E-Jugend, AH-Mannschaft, dazu die Sparte Damengymnastik. Er schließt mit den Worten: "Mit Stolz können wir uns über das bisher Geleistete freuen. Aber es bleibt auch noch viel zu tun, um mit der allgemeinen Entwicklung Schritt zu halten. Diese Aufgaben werden unser aller Kraft erfordern."
Natürlich werden an diesem Abend wieder "die Männer der ersten Stunde" für inzwischen 40 Jahre Treue zum Verein geehrt. Es sind dies:
Jakob Engeler, Friedrich Leykamm, Albert Loy, Egon Mayer, August Roth sen., Richard Schwenk, Anton Strunz, Hans Strunz, Fritz Wörlein, Gottfried Wörlein, Erwin Wüst, Karl Zippel. |
Die Festtage verliefen in großartiger Harmonie und brachten neben der allgemeinen Anerkennung auch Ermutigung. Diese brauchen die Sportfreunde denn auch, befaßt man sich doch - das dritte Hauptthema dieser Jahre - erneut mit Umbauplänen, mit dem größten Bauprojekt, das der Verein jemals zu bewältigen hatte.
Die Diskussionen um das Sportheim begannen schon im Jahre 1986. Ausgangspunkt war die Tatsache, daß die Duschanlage bei weitem nicht mehr für die Erfordernisse des Vereins ausreichte. Obwohl man von Anfang an (Vorstandssitzung am 7.1.1987) auch über eine "große Lösung" nachdenkt, werden die Maßnahmen bis Anfang 1988 getrennt diskutiert. Dabei werden zunächst der Sportreferent der Stadt, Stadtrat Hoechstetter, dann Bürgermeister Nachtmann und auch der BLSV zu Beratungen eingeladen. Ende 1988 schließlich wird die Architektin Adelheid Loy mit der Erstellung eines Bauplans beauftragt. Im Verlauf der weiteren Planungen muß man sich zwar von einer ganz großen Lösung ("Sportzentrum" unter Einbeziehung eines Schießstandes) verabschieden, doch Um- und Anbau werden allgemein als unbedingt notwendig angesehen. Neben der Verbesserung der Duschanlage ist für Spieler und Verein vor allem die Errichtung von Räumlichkeiten für Spielersitzungen und kameradschaftliches Beisammensein z.B. unmittelbar nach den Spielen wichtig. Auch ist es endlich an der Zeit, für die vielfältigen Aktivitäten aller Gruppierungen des Vereins auf dem Gebiet der Sportgymnastik einen wirklich ausreichenden Übungsraum anzubieten. Es dauert noch bis zum 22.1.90, bis der Vorsitzende der Vorstandschaft den endgültigen Bauplan vorlegen kann. Am 28.3.90 wird eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen. Bei einer Enthaltung stimmen die Mitglieder dem Bauvorhaben zu.
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Einweihung des neuen Sportheims am 5. August 1994 - Schlüsselübergabe Architektin Loy, Vorstand Bayer |
In den folgenden Monaten geht es um die Erstellung eines Finanzierungsplans und die endgültige Sicherung von Zuschüssen. U.a. erklärt sich die Stadt bereit, sich mit 5% an den Baukosten zu beteiligen, das entspricht bei inzwischen kalkulierten 500.000 DM einem Betrag von 25.000 DM, vom BLSV werden 104.000 DM Zuschuß bewilligt und ein Darlehen von DM 52.000. Dies alles bewegt sich in ganz anderen Dimensionen als die bisher vom Verein durchgeführten Baumaßnahmen, und dennoch bleibt etwas Grundsätzliches gleich. Das Vorhaben kann nur verwirklicht werden, wenn die Mitglieder erhebliche Eigenleistungen erbringen. Vorsitzender Bayer errechnet (fiktive) 80 Stunden pro Mitglied über 14 Jahre. Glühende Appelle sind nötig, Spenden werden dringend gebraucht. Eine "Ablösung" der Arbeitsleistung wird erwogen - und verworfen. Es ist beinahe unglaublich, daß letztlich doch alles wieder funktionierte. Auf Stichpunkte verkürzt, ist festzuhalten:
![]() | - 1. Spatenstich: | 22. März 1991 |
- Gesamtkosten: | 466.475,89 DM | |
- Eigenleistung: | 176003,29 DM (= 37,7%) | |
- über 7000 Arbeitsstunden | ||
- 328 Maschinenstunden | ||
- Einweihung: | 5. bis 7. August 1994. |
Selbst an diesen knappen Eckdaten kann man sehen, welch enormer Einsatz nötig war, um dem Verein das Umfeld zu schaffen, das er heute zur Verfügung hat. Über den endlosen Papierkrieg, die vielen Verhandlungen und den ganzen organisatorischen Aufwand, nicht zuletzt über die dann doch große Zahl der Helfer, können sich wohl nur diejenigen eine realistische Vorstellung machen, die in irgendeiner Form beteiligt waren.
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Personenbezogene Aufzeichnungen standen mir nicht zur Verfügung. Ohne irgendjemanden unverdient zurücksetzen zu wollen, führe ich, um einen Eindruck von der Zahl der Helfer zu vermitteln, im folgenden die Namen der Mitglieder auf, die in der von Sportfreund Hamperl unter dem Titel "Die fleißigen Helfer am Sportheim" erstellten Photodokumentation erscheinen (alphabetisch): Bayer, Eckert, Gral, Grimm, Helmut Gronauer, Hamperl, Heger, Fritz Hüttinger, Gerhard Kaufmann, Keller, Oskar Knab, Kupfberger, Pfister Hans, Fritz Rachinger (40), Fritz Rachinger (Schleier), Werner Rachinger, Manfred Reitlinger, Rudi Reitlinger, Renner, Schwegler, Erich Schwenk, Günther Schwenk, Anton Strunz, Klaus Terschanski, Karl Veitengruber, Vogl, Weislein, Erwin Wüst. |
(15) Endlich - ein Fußballmärchen
Das waren hektische Jahre für die SF Bieswang. Und jeder hätte Verständnis haben müssen, wenn die fußballerischen Belange deutlich in den Hintergrund getreten wären. Doch was sich dann auf diesem Gebiet bis zum Jahre 1991 ereignete, bedurfte mindestens so guter Nerven wie die ganze Planungs- und Zuschußhektik des Sportheimbaus.
Aufstellung 13.Mai 1990 SF Bieswang - DJK Dollnstein
Tor: Klaus Kollmann Abwehr & Mittelfeld: Dieter Reitlinger, Stefan Knab, Günther Schwenk, Hans und Harald Strunz, Ronald Käfferlein, Manfred Schnitzlein, Reinhold Grillmeier Angriff: Erich Pfaller, Fritz Gronauer, Günther Hüttinger Trainer: Heiner Grimm med. Betreuung: Walter Günther
Mit der Saison 88/89 übernimmt der alte Kämpfer Heinrich Grimm, wie so oft, wenn Not am Mann war, die Betreuung der I. Mannschaft. Er leistet gute Arbeit und führt die SF Bieswang am Ende der Saison zum (längst vertrauten) dritten Tabellenplatz. Am 22. August beginnt die Spielzeit 89/90. Das erste Spiel Bieswang - Burgsalach 5:0 wird bestenfalls als guter Start angesehen, das hatte man schon öfter. Prompt folgen auch unerwartete Unentschieden. Doch nach drei Siegen in Folge liegt die Mannschaft an der Tabellenspitze. Der lange Rest der Saison unterscheidet sich dann allerdings grundlegend von so vielen in den Jahren zuvor. Bis zum letzten Spieltag gibt Bieswang die Tabellenführung nicht mehr ab. Schon zwei Spieltage vor Rundenschluß ist die "Grimm-Elf" durch einen "schwer erkämpften 1:0 Sieg über die stark auftrumpfende DJK Dollnstein" Meister - die Erinnerung an das Schreckgespenst Relegation war gegenstandslos geworden. Am Ende der Runde sind es dann gar acht Punkte, die die SF Bieswang vom Tabellenzweiten SV Burgsalach trennen.
Dieser Aufstieg ist aus mehreren Gründen höchst verdient. Zum einen ist er das Ergebnis jahrelanger konzentrierter sportlicher Arbeit, die mehrmals nur knapp das Aufstiegsziel verfehlte, zum andern steigt mit Bieswang eine Mannschaft auf, die sich unter ihren Trainern Gronauer und Grimm gute taktische Fähigkeiten und eine ansehnliche Spielkultur, verbunden mit ausgeprägtem Kampfgeist, erworben hatte. Hinzu kommt das menschlich angenehme Klima von Kameradschaft und Zusammenstehen, das die Mannschaft kennzeichnet. Und natürlich muß an dieser Stelle auch auf den Verein hingewiesen werden: hervorragend geführt, dynamisch in seiner Entwicklung, verantwortungsbewußt arbeitend.
Der Jubel ist unbeschreiblich, und zwar - das ist besonders erwähnenswert - im ganzen Dorf. Werner Rachinger glaubt in seinem verständlicherweise höchst subjektiven, doch nichtsdestoweniger sehr verdienstvollen Jahresrückblick "Der Durchmarsch", an dessen Beginn er auf den 13. Mai 1990 eingeht, sogar an historische Dimensionen und fordert, die Ereignisse sollen "in die Geschichte dieses kleinen Dorfes eingehen". Selbst nach einem Jahr ("Der Durchmarsch" erschien im Sommer 1991) ist in Rachingers Ausführungen noch die Begeisterung dieser Tage zu spüren:
![]() | ... wurde der Aufstieg gebührend gefeiert. Die Freude war so groß, daß man in den Wochen nach dem Aufstieg immer wieder eine Feier abhielt. Zweifelsohne einen Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete der selbstorganisierte Umzug durch das Dorf (30. Juni 1990). Die auf den Anhängern sitzenden Fans wurden mit Traktoren durch das Dorf gekarrt. Mitglieder des Posaunenchores - zugleich aktive Fußballer - untermalten diese Feierlichkeit mit den Klängen ihrer Instrumente. Im Pichhaus der Brauerei Wurm fand dann die offizielle Aufstiegsfeier statt." |
Es ist schon bemerkenswert, daß in dieser Aufsstiegseuphorie überhaupt nichts zu hören war von Sorge und Unsicherheit hinsichtlich der bevorstehenden Saison. Zwar wird auch in Bieswang als Saisonziel der Klassenerhalt genannt, doch vom möglichen Abstieg redet niemand. Und es sieht ganz so aus, als habe auch niemand ernsthaft daran gedacht. Schon in der Vorbereitungszeit finden sich im Weißenburger Tagblatt, das sich im übrigen seit geraumer Zeit mit dem Sportredakteur Uwe Mühling auf höchst professionelle Weise dem regionalen Sportgeschehen widmet, Hinweise auf "den starken Aufsteiger", der zusammen mit den beiden anderen Aufsteigern TSV Weißenburg ll und DJK Stopfenheim "das B-Klassen-Niveau erhöht". Als Begründung werden "vielversprechende Zugänge" angeführt. Und in der Tat stellt sich die "Personalsituation" dank der vorausschauenden Bemühungen von Trainer Heiner Grimm überaus günstig dar. Mit dem Bieswangern Thomas und Werner Rachinger (TSV Weißenburg), dem schon früher für Bieswang spielenden Günther Rusam (ESV Treuchtlingen), dem Neu-Bieswanger Bernd Seegmüller (FSV Hechlingen) konnten echte Verstärkungen gewonnen werden. Dazu wurde Willi Wolf als Spielertrainer verpflichtet (SpVgg Kattenhochstatt) - auch er hatte schon in Bieswang gespielt. Und auch Wolfgang Schmidt - aus Norwegen zurückgekehrt - stand wieder zur Verfügung.
In der Meisterschafts-Saison 90/91 eingesetzte Spieler:
Tor: | Klaus Kollmann, Wolfgang Schmidt |
Abwehr & Mittelfeld: | Dieter Reitlinger, Ronald Käfferlein, Günther Schwenk, Harald Strunz, Reinhold Grillmeier, Thomas Rachinger, Günther Rusam, Stefan Knab, Hans Strunz, Wolfgang Schmidt, Willi Wolf, Mehmet Gökay, Ernst Renner |
Angriff: | Erich Pfaller, Werner Rachinger, Fritz Gronauer, Bernd Seegmüller, Günther Hüttinger |
Trainer: | Willi Wolf |
med. Betreuung: | Walter Günther |
Die ersten Spiele stimmen dann auch zuversichtlich. Gegen den Tabellen- zweiten des Vorjahrs FC Geilsheim gelingt zum Saisonauftakt ein 1:1, gegen die DJK Fiegenstall mit 1:3 der erste Auswärtssieg. Bis zum 5. Spieltag bleibt die Mannschaft ungeschlagen (8:2 Punkte). Die 3:2 Niederlage bei TSV Weißenburg II bringt einen kleinen Dämpfer, doch nach einer Reihe von Spielen ohne Niederlage weist die Schlagzeile im Weißenburger Tagblatt "SF Bieswang setzte sich mit einem Auswärtssieg auf den B-Klassen-Thron" (1:4 in Kaldorf) einen neuen Weg. Von nun ab ist der Aufsteiger auch Titelanwärter. Die Formulierungen in der Berichterstattung sprechen eine deutliche Sprache: "Aufsteiger Bieswang führt weiter das Regiment an der B-Süd-Spitze" (22.10.90) und erstmals: "... gilt als einer der großen Meisterschaftskandidaten". Die Luft wurde jetzt zwar deutlich rauher, mancher Punktgewinn war auch glücklich, z.B. das 1:1 in der "Treter-Kampfbahn" (W. Rachinger in "Der Durchmarsch") des FC/DJK Weißenburg, doch die "cleveren Bieswanger" (WT) bissen sich an der Spitze fest. Nach dem 3:0 Sieg in Nennslingen ist dann am 18. November mit der Herbstmeisterschaft ein ungeahntes Halbzeitergebnis erreicht. Das Weißenburger Tagblatt erkennt der Mannschaft eine "unumstrittene Position" an der Tabellenspitze zu. In der Folgezeit gelingt es sogar, den Vorsprung auf FC/DJK Weißenburg und FC Geilsheim auszubauen, doch der Start nach der Winterpause bringt ersteinmal ein deftiges 0:3 gegen den SV Marienstein und eine unglückliche Heimniederlage gegen TSV Weißenburg II, so daß das schöne Punktepolster aufgebraucht ist. Eine hin- sichtlich der Atmosphäre in der Mannschaft für Trainer und Spieler kritische Situation! Wegen der größeren Anzahl an Spielen kann man allerdings vorerst die Tabellenspitze halten, bis man am 7. April eine böse 1:4 Heimspielschlappe gegen die SpVgg Kattenhochstatt einstecken muß. Doch schon am 22. April lautet die Schlagzeile "Bieswang durch klaren Sieg gegen Kaldorf wieder vorn". Die Meisterschaftsfrage ist natürlich noch längst nicht geklärt, zumal "Ausrutscher" nicht ausbleiben. Hartnäckigster Mitanwärter ist der FC/DJK Weißenburg. Somit wird das Spiel gegen diese Mannschaft am 12. Mai zum "Duell der Giganten" (Weißenburger Tagblatt). Der 2:1 Sieg stellt eine Vorentscheidung dar. Die endgültige Entscheidung fällt am 2. Juni 1991 im Heimspiel gegen Nennslingen, am letzten Spieltag. Besondere Brisanz - für Nennslingen geht es um den Klassenerhalt! Bieswang siegt mit 3:1.
Es ist schier unfaßbar, was da in den letzten beiden Jahren passiert ist: Nach so langer Zeit aufopferungsvollen und vergeblichen Bemühens in der C-Klasse gelingt nun ein klassischer Durchmarsch. Als Beteiligter und Augenzeuge notiert Werner Rachinger: "die Spieler, Fans und Mitverantwortlichen ließen ihren Gefühlen freien Lauf. Der schon vor diesem Spiel in Massen angeschleppte Sekt mußte ... herhalten (u.a. auch für Kopfwäsche) ...Glückwünsche wurden ausgesprochen und alles per Film und Foto festgehalten ... die Zuschauer blieben ... am Sportplatz ... der Grill stand bereit. Bei Speis und Trank fand die Feier ihren Fortgang". Vieles, was die SF Bieswang kennzeichnet, wird in dieser Schilderung deutlich.
Das Weißenburger Tagblatt sieht in der Bieswanger Mannschaft "die homogenste B-Klassen-Truppe" und verweist zur weiteren Begründung für den Erfolg des "Trainer-Newcomers Willi Wolf" auf die Neuzugänge, die während der Saison 44 der 68 Treffer erzielt hätten. So unbestreitbar richtig eine solche Aussage ist, so nachdrücklich muß doch auf die alte Binsenweisheit hingewiesen werden, daß Fußball ein Mannschaftssport ist. Alle eingesetzten Spieler haben ihr Scherflein beigetragen, und gerade die Tatsache, daß es gute Alternativen bei verletzungsbedingten Ausfällen gab, hat wahrscheinlich den letzten Ausschlag gegeben. Erfreulich zurückhaltend schreibt zu diesem Thema Werner Rachinger in "Der Durchmarsch": "Es reicht nicht allein, gute Spieler zu haben. Viele Mannschaften haben gute Spieler, aber keinen Erfolg.... das Geheimnis dürfte wohl darin liegen, daß die Kameradschaft bei den Sportfreunden großgeschrieben wird".
Kameradschaft ist aber immer auch Spiegel eines guten Klimas im Verein - und so soll an dieser Stelle auch auf die gute Arbeit der Vorstandschaft und vieler Vereinsmitglieder ohne Funktion, die den Verein unterstützten, hingewiesen werden. Besondere Erwähnung verdient sicherlich Walter Günther, von den Spielern liebevoll nur "unser Walter" genannt. In den ersten Trainerjahren von Gerhard Gronauer eher zufällig von Pappenheim nach Bieswang gekommen, identifiziert er sich seither in einer Weise mit Spielern und Verein, daß er für die Sportfreunde unentbehrlich geworden ist. Seine Fähigkeiten als Masseur, die er völlig kostenlos zur Verfügung stellt, haben ihm einen legendären Ruf als "Medizinmann" eingebracht. Von der Presse liebevoll als "Müller-Wohlfahrt vom Lande" bezeichnet, ist das Vertrauen in seine Künste grenzenlos. Er gehört zu den guten Geistern, die buchstäblich Tag und Nacht den Spielern und dem Verein zur Verfügung stehen. So manche Krisensituation konnte durch seinen beruhigenden Einfluß und sein stets respektiertes Wort gemeistert werden. {mospagebreak title=Rauher Wind - 6 Jahre A-Klasse}
(16) Rauher Wind - sechs Jahre A-Klasse
"Bleibt nur zu hoffen, daß der Mannschaft ... auch in der A-Klasse der Erfolg beschert bleibt", heißt es abschließend im Bericht des "Tagblatts" über die Aufstiegsfeier in Bieswang. Diese war naturgemäß noch einmal eindrucksvoller als die vor Jahresfrist. Vor allem belegt sie den "hohen Stellenwert der SF im Dorf" (WT). Man kann sagen, daß der Verein gut 40 Jahre nach seiner Gründung einen absoluten Gipfelpunkt erreicht hat.
Doch von nun ab gilt es, die Euphorie des Aufstiegs zu erhalten und mit den erheblich gestiegenen Anforderungen fertig zu werden. Der Kader für das Abenteuer A-Klasse bleibt weitgehend unverändert, von zwei starken Neuzugängen abgesehen: dem hochtalentierten Bieswanger Walter Rachinger, der von der Jugend des TSV Weißenburg zurück nach Bieswang wechselte, und Joachim Heinlein vom SC Polsingen.
Alles in allem schlägt sich die Mannschaft dann in ihrer ersten A-Klassen-Saison respektabel. Mit 27 Punkten belegt sie in der Abschlußtabelle den 8. Platz. Nach gutem Beginn mit Siegen gegen ESV Treuchtlingen und DJK Raitenbuch bei einem Remis gegen TSV Rittersbach kommt es zu einem Auf und Ab mit schönen Siegen (TSV Kornburg 6:2) und schmerzlichen Niederlagen (TSV Kleinschwarzenlohe 4:0), die zeitweise in die Nähe des Abstiegsstrudels führen. Am Schluß steht ein 4:2 Auswärtssieg gegen TV Eckersmühlen mit vier (!) Toren von Grillmeier.
Während der Saison führt eine Phase relativer Erfolglosigkeit innerhalb der Mannschaft zu einer Trainerdiskussion. Willi Wolf fordert ein Votum der Mannschaft und zieht aus dem für ihn negativen Ergebnis die Konsequenzen. Nachfolger ist zunächst der zu dieser Zeit verletzte Mittelfeldakteur Günther Rusam. Während der Winterpause wird dann Horst Thielen bis zum Ende der Saison verpflichtet. Ihn löst in der Sommerpause Willi Radmacher von der DJK Dollnstein ab.
Die Saison 92/93 nimmt einen ähnlichen Verlauf und kann bei 30 Punkten mit einem 9. Tabellenplatz abgeschlossen werden.
Es zeugt von der Gewissenhaftigkeit, mit der inzwischen der Spielbetrieb organisatorisch abgesichert wurde, wenn man den festen Ablaufplan mit seinen genau festgelegten Zuständigkeiten betrachtet:
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Die Arbeit am Platz (Platzwart Martin Hajek) ist hier noch nicht berücksichtigt.
Die Spielzeit 93/94 liefert dann allerdings ein Wechselbad der Gefühle, beinahe analog zum drohenden Verlust von DM 20.000 Bezirks-Zuschuß für den Sportheimbau. Am Ende standen 27 Punkte und ein 12. Tabellenplatz, den man sich mit Kattenhochstatt teilte, so daß ein Entscheidungsspiel um die Teilnahme an der Relegation notwendig wurde. Das Entscheidungsspiel wird zu einem Fußballkrimi der ganz besonderen Art. 3:1 führten die Bieswanger, mußten aber das 3:3 hinnehmen. In der Verlängerung führte Bieswang wieder mit 5:3. Doch auch das reichte nicht. Kattenhochstatt gelang kurz vor Schluß das 5:5 und im anschließenden Elfmeterschießen der Sieg. Damit war ein Relegationsspiel mit dem Vizemeister B-Mitte, der DJK Stopfenheim, nötig. Durch ein Tor in der 88. Minute (!) konnte der 3:2 Sieg und damit der Klassenerhalt gesichert werden.
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Es trifft sich gut, daß dieser Sommer, der ja durch die Fertigstellung des Sportheims und dessen Einweihung durchaus festliche Züge haben sollte, nicht durch den Abstieg getrübt werden muß. Und so läßt sich ein fußballerischen Schmankerl, das der Verein dem ganzen südlichen Landkreis anbietet, viel besser genießen. Am 24. Juli 1994 ist in Bieswang die zu dieser Zeit in der Bayernliga spielende SpVgg Unterhaching zu Gast. Die Zuschauer können den schönsten Fußball miterleben, den es in Bieswang je zu sehen gab. Eine Lehrstunde: Spielwitz, Taktik, Disziplin. Dazu ein überaus freundlicher und zurückhaltender Trainer Lorenz Günther Köstner. Der Weg den Mannschaft und Trainer inzwischen genommen haben, läßt heute erkennen, welch einen Glücksgriff die Bieswanger Verantwortlichen mit der Einladung von Unterhaching getan hatten. |
Wahrhaft viel Aufregung also. Doch dafür verliefen die beiden nächsten Spielzeiten deutlich ruhiger. Bieswang, nun wieder von Horst Thielen trainiert, hat mit dem Abstieg nichts zu tun. 94/95 erreicht man am Schluß den 6. und 95/96 den 7. Tabellenplatz. Mit 27 Toren beweist Werner Rachinger Top-Qualitäten als Torjäger. Es gelingen schöne Siege - in Unterreichenbach 2:4, gegen Titting 4:1, gegen Tabellenführer Gunzenhausen 1:0 - und setzt natürlich auch empfindliche Niederlagen - 1:4 gegen TV Büchenbach, 6:0 gegen Gunzenhausen.
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Ich danke an dieser Stelle ausdrücklich dem Spieler "Charly" Sandner, der 1995 von der DJK Schernfeld nach Bieswang wechselte und mir mit seinen mustergültigen Aufzeichnungen eine wertvolle Hilfe war. |
Doch im sechsten Jahr der A-Klassenzugehörigkeit scheinen die Kraftreserven, die von Verein und Spielern in zunehmendem Maße mobilisiert werden mußten, wollte man den vielfältigen Anforderungen dieser Klasse genügen, erschöpft. Erstmals tauchen Motivationsprobleme auf. Trainer Thielen gibt vor Saisonbeginn sein Amt ab. Seinem Nachfolger, dem Deutsch-Russen Alexander Grauberger, einem ausgewiesenen Fußballfachmann, gelingt es (u.a. wegen der Sprachprobleme) nicht, im Verein und bei der Mannschaft nachhaltig Fuß zu fassen. Beinahe während der gesamten Spielzeit belegen die Bieswanger den Platz 15 der Tabelle (Vorletzter). Charakteristisch ist eine Titelzeile im "Tagblatt": Keine Freude bei den Sportfreunden. Im März 97 trennt sich der Verein dann von Alexander Grauberger. Bis zum Ende der Spielzeit übernimmt Werner Daßler (SSV Oberhochstatt) das Training. Den Abstieg kann er nicht verhindern, obwohl die Mannschaft zum Schluß der Saison noch kräftig punktet und mit 23 errungenen Punkten nicht völlig "abgehängt" ist. {mospagebreak title=Vereinsarbeit}
(17) Vereinsarbeit
So aufregend diese Geschehnisse für alle Beteiligten auch waren, der Verlauf und die Abwicklung des Spielbetriebs der I. Mannschaft ist natürlich nur ein Teilbereich der Vereinsarbeit. Die Betreuung all der anderen Mannschaften muß nicht nur mit Blick auf die Heranführung des Nachwuchses, sondern auch im Sinne eines Angebots an die sportinteressierte Bevölkerung gewissenhaft wahrgenommen werden. Dies erfordert erheblichen personellen und organisatorischen Einsatz.
Viele Mitglieder und Spieler haben sich gerade in diesem Bereich als Aktive oder als Betreuer und Organisatoren verdient gemacht. Von der "Reserve", deren Bedeutung für die I. Mannschaft in diesem Abriß viel zu wenig gewürdigt werden kann, und der "AH" (diese organisiert seit Anfang der 70er Jahre mit wechselnden Sprechern einen regelmäßigen Spielbetrieb) bis hin zu den Jugend- und Schülermannschaften. Es zeugt vom Anspruch und der Qualität der SF Bieswang, daß man sich den auf diesem Gebiet erwachsenden Anforderungen so gut als irgend möglich immer zu stellen bereit war. Gleiche Aufgeschlossenheit besteht auch gegenüber den Wünschen interessierter Gruppen nach zusätzlichen Sparten. Besonders der Bereich Damengymnastik weitet sich nach den Anfängen in den 70er Jahren aus. Auf die Gruppe Damengymnastik II folgt die Aerobic-Gruppe mit Katja Wenzl als Leiterin (mit Trainerschein). Anfangs muß die Gruppe im Schulhaus üben, doch inzwischen haben die 20 Damen im Sportheim gute Trainingsbedingungen.
Auch das Kinder-Turnen wird von 1990-92 unter der Leitung von Claudia Elz (jetzt Seegmüller) weitergeführt. Als völlig neue Sparte schließt sich 1996 Tae Kwon Do den SF an. Mit Thomas Schaffrath als Leiter gehen unter den Fittichen der Sportfreunde Bieswang ca. 20 Sportler dieser Sportart nach. Es gibt also durchaus einen "inhaltlichen" Zuwachs im Verein, und die Entwicklung sollte in diesem Punkt durchaus nicht abgeschlossen sein.
Bedingt ist diese stetige Weiterentwicklung (Mitgliederstand 1995: 309 Mitglieder!) durch stabile Verhältnisse in der Vorstandschaft. Johann Bayer steht weiter unangefochten und engagiert an der Spitze mit einem Team, das bis 1994 beinahe unverändert bleibt (2. Vorsitzender Günther Schwenk, Schriftführer Jürgen Weislein, Schatzmeister Günther Hüttinger - Beisitzer Erwin Wüst und Klaus Terschanski) und auch mit den Veränderungen 1998 nur längst bewährte Mitglieder aufweist: 1. Vorsitzender Hans Bayer, 2. Vorsitzender Josef Reile, Schriftführer Werner Rachinger, Schatzmeister Günther Hüttinger, Beisitzer Erwin Wüst und Anton Strunz, Spartenleiter Heinrich Grimm und Reinhard Schorch.
Mit dem Anwachsen der Zahl der Mitglieder hat sich automatisch die Notwendigkeit zu einem erweiterten Veranstaltungsangebot ergeben. Der Verein trägt dem Rechnung. Natürlich hält man dabei vorrangig an den traditionellen Formen fest und führt regelmäßig Pokalturniere durch - und zwar für alle Altersklassen, also Senioren, Jugend bis hin zu "Bambini-Turnieren". Auch Sonderveranstaltungen gegenüber zeigt man sich aufgeschlossen und richtet z.B. die Stadtmeisterschaft aus oder unterstützt das von den "Royal Bavarian Kickers" mit Mannschaften aus Schottland, Irland und Norddeutschland (Lübeck) nach Bieswang geholte "internationale Fußballturnier".
Besonders erwähnenswert aber sind die gruppenübergreifenden Angebote für die gesamte Bevölkerung, u.a. die Familientage und Sommerfeste. Die Verantwortlichen schöpfen alle Möglichkeiten aus, sich die breite Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhalten, wissen sie doch um die Wichtigkeit eines "Wir-Gefühls" für den Verein.
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In diesem Zusammenhang muß auf die große Leistung hingewiesen werden, die - vor allem seit Fertigstellung des neuen Sportheims - eine ganze Reihe höchst aktiver und dabei uneigennütziger Frauen für den Verein erbrachte und noch erbringt. Die besondere Bewirtschaftungsform, zu der man sich für das Sportheim entschieden hat, erfordert ein hohes Maß an ehrenamtlichem Einsatz. Dieser ist bei normalen Heimspielen ebenso nötig wie bei Spielerversammlungen, Vorstandssitzungen, Generalversammlungen. Und all die besonderen Veranstaltungen (Sommerfeste, Grillabende, Jubiläen u. ä.) wären schlichtweg nicht durchzuführen, würden sich nicht immer wieder Frauen bereit erklären, die wichtigsten Arbeiten zu übernehmen. Da finden sich viele spontane Helferinnen, wenn Not am Mann ist, und einige Damen stellen ihre Arbeitskraft gar schon seit Jahren in den Dienst des Vereins. Allen voran ist hier die Frau des 1. Vorsitzenden, Frau Heidi Bayer, zu nennen und in den Anfangszeiten Frau Agnes Grimm. Bis heute sind unter der Führung von Heidi Bayer vor allem Heidi Schwenk und Ellen Reile aktiv. Der Hinweis auf dieses Charakteristikum des Vereinslebens wäre jedoch nicht vollständig, ohne auf die "Männerdomäne" in diesem Bereich einzugehen, die Versorgung mit Getränken. Auch hier wird von Mitgliedern, die sich beinahe ausschließlich auch auf dem sportlichen Sektor höchst erfolgreich hervorgetan haben, Außergewöhnliches für den Verein geleistet. Allen voran ist der seit Jahrzehnten unermüdlich für den Verein engagierte Anton Strunz zu nennen. Gleichen Respekt verdient die Leistung von Fritz und Erwin Wüst. Hinzu kommen Siegfried Kiermeyer, Rudi Reitlinger, Werner Terschanski und Josef Reile. |
Ein wichtiger organisatorischer Bereich, den es für den Verein seit Fertigstellung des Sportheims und der Anpachtung des Sportgeländes zunehmend zu bewältigen gilt, ist das Erschließen von Werbeträgern. Die finanziellen Anforderungen und Belastungen, die zwangsläufig mit der (positiven) Entwicklung des Vereins einhergingen, haben eine Dimension erreicht, die weder mit ehrenamtlichen Leistungen, noch durch Mitgliederbeiträge zu bewältigen ist. Es ist rundum erfreulich, daß alle Bieswanger Firmen bereit sind, die Werbe-Angebote der SF Bieswang zu nutzen und des öfteren mit namhaften Material- oder Geldspenden noch zusätzlich wirksam werden zu lassen. Neben der Banden-Werbung bietet der Verein u.a. sein Informationsblatt "Der Fußballspiegel" (Redaktion W. und Th. Rachinger, Layout D. Reitlinger) an, dazu Werbung auf Plakaten, Eintrittskarten und - ganz modern - Geschäftsbriefen, außerdem die traditionelle Trikot-Werbung. Auch der Verkauf von Dauerkarten wird als kalkulierbare Einnahmequelle in die "Haushaltsüberlegungen" einbezogen.
Es bleibt festzustellen, daß die Verantwortlichen mit viel Phantasie jede Möglichkeit, den Verein finanziell abzusichern, konsequent nutzen. Auch in diesem Punkt hat innerhalb von fünfzig Jahren eine Entwicklung stattgefunden, an die bei der Gründung nicht im entferntesten zu denken war. Ergebnis solcher Bemühungen ist jedenfalls, daß der Verein alles in allem ein tragfähiges finanzielles Fundament geschaffen hat.
Dies ist auch dringend nötig, denn immer wieder ergeben sich neben den zum laufenden Sportbetrieb gehörenden und auch hier laufend steigenden Ausgaben kleinere und größere Maßnahmen, die zum Unterhalt und zur Optimierung der Sportanlage unumgänglich sind. So wurde in der kurzen Zeit nach Fertigstellung des Umbaus die Parkplatzsituation verbessert, ein Imbißstand angeschafft und ein Gerätehäuschen geplant und auch errichtet. Die (vorerst) letzte Baumaßnahme! {mospagebreak title=Neuer Anlauf zum Jubilaeum}
(18) Neuer Anlauf zum Jubiläum
Da war man also abgestiegen. Es gibt viele Beispiele dafür, daß ein Abstieg zu einem völligen Zusammenbruch führt und folgerichtig gleich den nächsten nach sich zieht. Doch die Sportfreunde machen in dieser Situation ihrem Namen (beinahe im Geist der Gründerväter) alle Ehre. Verein und Mannschaft stehen zusammen, reagieren gelassen und sehr schnell auch mit einem gewissen Trotz. Denn schließlich sind alle Beteiligten so einsichtig, daß sie die eigenen Fehler, die auch mit zum Abstieg führten, in Erinnerung behalten haben und keineswegs wiederholen möchten. Der 1. Vorsitzende Bayer mahnt zu konzentrierter Vorbereitung, warnt vor der starken B-Klasse (drei A-Klassen-Absteiger!), setzt die Mannschaft aber, was den Wiederaufstieg angeht, nicht unter Druck. Mit Sepp Russer (FC Nassenfels) als neuem Spielertrainer und einem weitgehend unveränderten Kader (Klaus Kollmann hatte seine glänzende Torwartkarriere beendet) geht es in die neue Saison. Der Start ist gut. Nur gegen Titting setzt es eine 0:2 Heimniederlage, ansonsten punktet die Mannschaft meistens voll und erringt problemlos die Herbstmeisterschaft. Die Rachingerbrüder werden "zum Schrecken der Liga". (W. Rachinger am Ende mit 34 Toren Torschützenkönig). Im Spiel gegen die DJK Eichstätt gelingt Werner Rachinger gar ein zweifacher Hattrick. Dies läßt auch die Eichstätter Zeitung von einer "Lehrstunde in effektivem Spiel" sprechen. Nach einem respektablen Punktevorsprung führen jedoch unerwartete Punktverluste letztlich zu einem Zweikampf zwischen Bieswang und Titting, der im letzten Spiel durch eine 2:3 Heimniederlage gegen Schernfeld zugunsten der DJK Titting entschieden wird (WT: "Sekt für Titting, Selters für Bieswang"). Das Relegationsspiel gegen FC/DJK Weißenburg ging dann - der Frust war wohl doch zu groß - mit 1:2 verloren.
Kreisklasse Jura Süd - Saison 1998/99 - Kader
Tor: R. Schorch, Wolfgang Schmidt Abwehr: W. Rachinger, Ch. Kemeter, H.-P. Koderer, R. Kiermeyer, J. Strunz Mittelfeld: H. Strunz, Th. Rachinger, M. Hüttinger, Wolfgang Schmidt, Werner Schmidt, Sven Grillmeier Angriff: W. Rachinger, B. Seegmüller, Charly Sandner, A. Wenzl
Nach diesem Saisonverlauf ist die Situation durchaus kritisch. Schließlich wurde die Meisterschaft nur knapp verfehlt, und es war nicht unbedingt zu erwarten, daß neuerlich die für den Aufstiegskampf nötige Energie eingesetzt werden konnte. Doch als es den unermüdlichen Bemühungen von Spartenleiter Heiner Grimm gelingt, mit Willi Radmacher einen mit den Bieswanger Verhältnissen bestens vertrauten Trainer für die neue Saison in der (neue Bezeichnung) Kreisklasse Jura Süd zu gewinnen und wiederum ein starker Kader aufgeboten werden kann, stehen die Vorzeichen gut. Dennoch stapelt man vor der Saison tief, nennt für Presse und Radio 8 (!) einen Platz unter den ersten vier als Saisonziel und bezeichnet Nennslingen, Raitenbuch und Ellingen als Favoriten. Intern hört sich die Zielsetzung von Trainer Radmacher völlig anders an: "Der Aufstieg darf nicht ein zweitesmal fahrlässig verschenkt werden. Saisonziel ist mindestens Platz 1". Diese Aussage hat die Mannschaft absolut wörtlich genommen.
Zwar gibt es durchaus eine Reihe eher mittelmäßiger Spiele und glücklicher Ergebnisse, doch die souveränen Auftritte überwiegen bei weitem. Am Ende steht eine Saison der Superlative (akribisch festgehalten von Charly Sandner):
- nur am 2. und 3. Spieltag auf Tabellenplatz 2, sonst durchgehend Tabellenführer
- alle 28 Spiele ungeschlagen
- vier Spieltage vor Saisonschluß Meister
- 72 Punkte (9 Punkte Vorsprung) - 95 Tore - 22 Gegentore
- bester Sturm - beste Abwehr
- Werner Rachinger trotz Verletzung (1/3 der Spielzeit) mit 26 Toren Torschützenkönig
Mit dieser Meisterschaft, die so viele zusätzliche Glanzpunkte aufweist, hat die Mannschaft dem Verein das schönste Geschenk zum Jubiläum gemacht, das man sich denken kann. Natürlich wurde ausgiebig gefeiert, und natürlich hat der Erfolg viele Väter. Für den Betrachter von außen aber war die schönste Erkenntnis, daß die Mannschaft den Eindruck zu vermitteln wußte, im Sieg und in der Niederlage Sportfreunde zu sein. {mospagebreak title=50 Jahre - nur eine Station}
(19) 50 Jahre - nur eine Station
Und nun feiern diese "Sportfreunde Bieswang 1949 e.V." vom 6. bis 8. August 1999 ihr 50-jähriges Gründungsjubiläum. Der Blick auf den Weg dieses Vereins von 1949 bis 1999 macht deutlich, welche Entwicklung die sportbegeisterten jungen Leute des Jahres 1949, die in ihrem Dorf auch ein bißchen Fußball spielen wollten, ausgelöst haben. Nüchterne Zahlen und Sachangaben zu einigen "Eckwerten" aus diesen fünfzig Jahren verdeutlichen die Qualität der Entwicklung:
- knapp 50 Mitglieder | - ca. 350 Mitglieder |
- I. Mannschaft und Jugend | - I. Mannschaft, II. Mannschaft, AH, A-,C-,D-,E-,F-Jugend, Bambini, Damengymnastik I und II, Aerobic, Taekwondo |
- 10 Hemden | - Dressensätze für jede Mannschaft, Aufwärmkleidung, Spielball, Ersatzball, Aufwärmbälle ... |
- 15,70 DM (25.3.1950) | - 73.000.- DM Haushaltsvolumen 98 |
- Bolzplatz, später Platz 94x53m | - Hauptspielfeld 110x65 m, Trainingsplatz, Flutlicht |
- Reinigung mit Kaltwasser(Zuber) | - Duschanlage und was dazugehört |
- Tagesfahrten "ins Blaue" | - Wien, Berlin, Budapest, Rom. |
Das Bild, das im Vergleich solcher Positionen entsteht, ließe sich durchaus mit weiteren "Farbtupfern" ergänzen. Und dennoch bleibt es unvollständig, so lange es nur Erweiterung, Vergrößerung, Zuwachs erfaßt. Natürlich verdient, was da entstanden ist, höchsten Respekt, ist es doch sichtbarer Beleg für Einsatzfreude und entschlossenes Handeln. Aber Größe und Komfort der Sportstätten allein geben ebenso wenig Auskunft über die Bedeutung eines Sportvereins wie Eleganz und modischer Zuschnitt von Trikots über die sportliche Qualität ihrer Träger. Wenn man im Blick über fünfzig Jahre von der besonderen Leistung der Verantwortlichen und der Mitglieder spricht, so muß man vor allem herausstellen, daß sie mit all dem Materiellen immer wieder und entsprechend ihren jeweiligen Möglichkeiten die Voraussetzungen dafür geschaffen haben, daß dieser Sportverein seine Attraktivität behält und sich andauernden Zuspruchs erfreuen kann. Erst wenn der Sportverein als "gute Adresse" anerkannt bleibt, kann er schließlich seiner Bedeutung für die (in unserem Fall) dörfliche Lebensgemeinschaft gerecht werden.
Genau um diese Bedeutung innerhalb des Lebensraums aber geht es. Ein wie die Sportfreunde Bieswang gut geführter Sportverein übernimmt Aufgaben, die weit über vordergründige Vereinsziele hinausgehen und ihm eine wichtige allgemein gesellschaftliche Funktion zuweisen. Ist der Anreiz zu sportlicher Betätigung an sich schon zu einem gesellschaftlichen Phänomen geworden, so muß doch in besonderem Maße darauf verwiesen werden, daß ein Sportverein die heute nicht mehr selbstverständliche Möglichkeit des Miteinanders von alt und jung bietet. Die unverkrampfte gemeinsame Freude am Sport oder über den Sport fängt so manches Problem auf, das durch den Generationenkonflikt entstehen kann, und schafft eine in anderen Fragen oft so schwer erzielbare Basis gemeinsamen Erlebens.
Ein weiterer Aspekt sollte bedacht werden: Als eine im Dorf beheimatete Einrichtung fördert der Sportverein als positiver Bezugspunkt die für die Identität der Dörfer so wichtige Verwurzelung junger Menschen in ihrem Dorf. Die Ausbildungssituation und die allgemeine Mobilität unserer Zeit führen in Verbindung mit den allseits propagierten Vorstellungen von moderner Freizeitgestaltung in immer jüngeren Jahren aus den Dörfern heraus. Da ist es wichtig, daß es Angebote gibt, die sich in der vertrauten Umgebung wahrnehmen lassen und diese durch ihren hohen Erlebniswert zu etwas Besonderem machen. Wer immer sich zu seinem SFB bekennt, der bekennt sich damit gleichzeitig (wenn auch unterschwellig) zu diesem Dorf Bieswang. Dies wiederum ist - ohne im entferntesten plumpem Lokalegoismus das Wort reden zu wollen - wichtig als eine der Voraussetzungen für späteres verantwortliches Handeln zum Wohle dieses Dorfes, wie es ja von der jungen Generation erwartet wird. So bleibt am Schluß dieser Betrachtung eines Weges durch fünfzig Jahre zu hoffen, daß dieses Jubiläum nur eine Station, einen Halte - und Ruhepunkt, darstellt - auf einem Weg durch viele weitere Jahre. Mögen sich die sportlichen Ziele dieses Vereins immer erreichen lassen, möge er sich immer bewußt bleiben, wie wichtig er ist - für unser Bieswang.